Freitag, 19. März 2004
Standbild
Als ich am Morgen in Windjacke und neuen Onitsuka Tigers das Haus verlasse, fühle ich mich leicht und frei und ein wenig so, als wäre ich Reisender in einer fremden Stadt. Der Wind spielt Küstennähe vor und alles riecht angenehm ungewohnt. Es ist ein Zwischentag, hell ohne leuchtend zu sein, deutlich ohne laut zu sein, und ich denke an luftige Tage in Hamburg und London und nehme mir fest vor, das Gefühl, auf einer Reise zu sein, den Tag über zu halten, bevor ich im Altbaukomplex der Schule verschwinde. Es ist Ms letzter Tag dort und ich denke es ist ein guter Tag to say goodbye.



Als ich wieder rauskomme, hat der kurze Nieselregen schon wieder aufgehört. Den Kragen der Jacke hoch geschlagen gehe ich zur Strassenbahn. An windig grauen Tagen entfaltet der Alex seinen melancholisch trotzigen Charme immer ganz besonders. Vor der Fassade mit den Döblin Passagen steht ein Saxophonspieler mit einer Interpretation von All of me, deren schmutzig verspielt dahingeworfene Chorus Phrasen die ganze Aussichtslosigkeit des Armstrong Songs offenbaren. Your goodbye left me with eyes that cry...
Kurz darauf in der Ubahn steigen zwei Südosteuropäer mit Akkordeon und Schellenkranz zu und variieren den Tag ein weiteres Mal. Es bleiben: ein Hauch von Großstadtgeborgenheit und die abgefallenen Tulpenblätter auf dem Wohnzimmerboden.

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