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Montag, 8. März 2004
Apfel und Birne
Friedrich Merz spricht bei Christiansen wieder einmal davon, dass wir eine Industriegesellschaft sind und sein müssen und dass wir nur durch eine generelle Verlängerung der Arbeitszeit neue Arbeitsplätze schaffen und bestehende sichern. Gleichzeitig soll der Kündigungsschutz weitestgehend aufgehoben werden. In der Runde, bestehend aus den üblichen Verdächtigen von SPD/Grüne, Wirtschaft, Hochschule und Gewerkschaft, erhebt keiner Widerspruch gegen die Aussage an sich. Gefochten wird um Worte und Details, aber Vollbeschäftigung ist das gemeinsame Ziel und Hire-and-fire scheint der Weg dorthin.
Bin ich eigentlich blöd? Ok, ein Matheass war ich nie, aber das will mir einfach nicht einleuchten: Es gibt immer weniger Arbeit. Insbesondere in der Industrie, auf die Merz sich bezieht. Automatisierung mag ein Schlagwort vergangener Jahrzehnte sein, aber nur weil es nicht mehr modern klingt, ist die (an sich doch erfreuliche) Tatsache, dass Maschinen auch weiterhin immer stärker an der Schaffung des Mehrwerts beteiligt sind, nicht wegzudiskutieren. Nun wird gefordert, dass die, die die vorhandene Arbeit erledigen, länger arbeiten und das gleichzeitig mehr Menschen diese Arbeit erledigen sollen. Wie soll das aussehen? Zurück zur Handarbeit?
Und selbst, wenn durch solche Massnahmen kurz- oder mittelfristig neue Arbeitsplätze entstehen, welcher Art wären diese denn dann? Wären es nicht die oft diskutierten Fachkräfte die fehlen, während das Gros der wenig qualifizierten Kräfte weiterhin zu absurder Sozialhilfezwangsarbeit verdonnert wird? Eichel erwähnt immerhin kurz, dass die vielbeschworene Forderung der Wirtschaft nach Planungssicherheit in Wahrheit eine Forderung nach flexiblen Standby-Arbeitskräften ist, aber schon in der Formulierung des Problems vergaloppiert er sich wieder in der Perspektiv- und damit Alternativlosigkeit der Sozialdemokratie, wenn er fragt, wie jemand Kinder (oder ein Haus) planen soll, wenn ihm nicht eine langfristige berufliche Sicherheit (und damit meint er lebenslange Vollzeitbeschäftigung) gegeben wird.
Tja, wie gut, dass Merz den Ursprung allen Übels bereits ausgemacht hat: schon vor dem EU-Beitritt der Ostländer verlieren wir täglich Arbeitsplätze an die Beitrittsländer. Die Polen also. Erst nehmen sie uns hier die Arbeitsplätze und dann locken sie uns noch die Arbeit weg. Aber eine Hoffnung gibts ja noch: wenn wir alle als Gastarbeiter nach Irland, Polen oder sonstwohin ausgewandert sind, die Städte geschrumpft sind und die Rentner auf Bali, vielleicht gibt es dann in der verlassenen Brache, mitten in Europa, große, wild wuchernde, blühende Landschaften. Und der Traum des dicken Mannes wird doch noch wahr.
Bin ich eigentlich blöd? Ok, ein Matheass war ich nie, aber das will mir einfach nicht einleuchten: Es gibt immer weniger Arbeit. Insbesondere in der Industrie, auf die Merz sich bezieht. Automatisierung mag ein Schlagwort vergangener Jahrzehnte sein, aber nur weil es nicht mehr modern klingt, ist die (an sich doch erfreuliche) Tatsache, dass Maschinen auch weiterhin immer stärker an der Schaffung des Mehrwerts beteiligt sind, nicht wegzudiskutieren. Nun wird gefordert, dass die, die die vorhandene Arbeit erledigen, länger arbeiten und das gleichzeitig mehr Menschen diese Arbeit erledigen sollen. Wie soll das aussehen? Zurück zur Handarbeit?
Und selbst, wenn durch solche Massnahmen kurz- oder mittelfristig neue Arbeitsplätze entstehen, welcher Art wären diese denn dann? Wären es nicht die oft diskutierten Fachkräfte die fehlen, während das Gros der wenig qualifizierten Kräfte weiterhin zu absurder Sozialhilfezwangsarbeit verdonnert wird? Eichel erwähnt immerhin kurz, dass die vielbeschworene Forderung der Wirtschaft nach Planungssicherheit in Wahrheit eine Forderung nach flexiblen Standby-Arbeitskräften ist, aber schon in der Formulierung des Problems vergaloppiert er sich wieder in der Perspektiv- und damit Alternativlosigkeit der Sozialdemokratie, wenn er fragt, wie jemand Kinder (oder ein Haus) planen soll, wenn ihm nicht eine langfristige berufliche Sicherheit (und damit meint er lebenslange Vollzeitbeschäftigung) gegeben wird.
Tja, wie gut, dass Merz den Ursprung allen Übels bereits ausgemacht hat: schon vor dem EU-Beitritt der Ostländer verlieren wir täglich Arbeitsplätze an die Beitrittsländer. Die Polen also. Erst nehmen sie uns hier die Arbeitsplätze und dann locken sie uns noch die Arbeit weg. Aber eine Hoffnung gibts ja noch: wenn wir alle als Gastarbeiter nach Irland, Polen oder sonstwohin ausgewandert sind, die Städte geschrumpft sind und die Rentner auf Bali, vielleicht gibt es dann in der verlassenen Brache, mitten in Europa, große, wild wuchernde, blühende Landschaften. Und der Traum des dicken Mannes wird doch noch wahr.
Von marcosz, 00:41 Uhr
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