Mittwoch, 11. Februar 2004
Meine alte Ecke
Meine alte Ecke. Nachts an der Prenzlauer Allee stehn und auf die Eins warten, ruft Bilder hervor und ein Netz, das angenehm unter liegt. In der Tram stelle ich fest, das etwas anders ist, bis ich merke, dass es die Schilder sind. Und die Wagen. Und ich denke, dass die Tram zur U8 doch geiler is als die S-Bahn aussenrum.



Die Weinmeisterstraße kommt ziemlich blau daher. Auf dem Bahnsteig internationales Publikum. Not many, though. Hinter mir zwei besoffene Aussies, sie zumindest, er könnte auch einen deutschen Akzent haben, drüben ein junges Paar, modisch gekleidet, Koreaner, denke ich, sicher bin ich mir nicht.



Orangeblau und angegraut kommt der Sasse-Mann daher gerumpelt und blickt herausfordernd durch sein Kassengestell, aber keiner nimmt Notiz. Keuchend zieht er weiter zum nächsten Mülleimer.

Dann kommt die Ubahn. Ein leeres Abteil bis Alex. Der Wagen füllt sich.

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Berlinale: Brother to Brother
Ein guter Film. Ein Film über New York. Ein Film über Schwarze. Ein Film über Schwule. Ein Film der alle diese Möglichkeiten, in Clichés zu verfallen, ungenutzt lässt. Ein Film über 2 Generationen und zwei Zeiten. Ein poetischer Film, ohne zu schwelgen. Ein intelligenter Film, ohne angestrengt zu sein. Ein Film wie Jazz. Ein Film wie ein Gemälde von Basqiat. Und nicht zuletzt ein Film über Freundschaft.

BROTHER TO BROTHER
USA 2003, 93 Min.

„Harlem Renaissance“ hieß die erste Bewegung afroamerikanischer Kultur in den USA der 1920er Jahre. Das von Künstlern und Intellektuellen getragene „New Negro Movement“ beschränkte sich nicht allein auf Dichtung, Malerei und Musik – auch ihre Partys und Clubs machten damals das nördliche Manhattan zu einem Zentrum des kulturellen Geschehens. In Rodney Evans’ Film stößt ein junger New Yorker auf Spuren und Zeitzeugen aus jener Epoche – Perry, ein homosexueller Künstler, der sich mit seiner Familie überworfen hat und in einem Obdachlosenasyl arbeitet, um seinen College-Besuch zu finanzieren. Als ihm eines Tages sein Freund Marcus ein eigenes Gedicht vorträgt, tritt überraschend ein alter Mann zu ihnen und rezitiert seinerseits poetische Verse. Ebenso überraschend verschwindet er auch wieder. In einem Buch über die „Harlem Renaissance“ kann Perry die Sätze des Unbekannten als ein Gedicht von Bruce Nugent identifizieren, und als sich die beiden im Obdachlosenheim abermals über den Weg laufen, stellt sich heraus, dass es sich bei dem Mann tatsächlich um Nugent handelt, der 1926 mit befreundeten Autoren wie Langston Hughes, Zora Neale Hurston und Wallace Thurman die Literaturzeitschrift „Fire!!“ gründete. „A Negro Quarterly of the Arts“ lautete der Untertitel der avantgardistischen Publikation, die zum zentralen Periodikum der „Harlem Renaissance“ wurde. In den Erzählungen Nugents wird die vergangene Ära für Perry lebendig. Er lernt, dass dies auch seine Geschichte ist. Und sie hilft ihm, einige existenzielle Fragen seines Lebens zu klären . . .
(Aus dem Berlinale Katalog)

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