Donnerstag, 11. März 2004
Kitchen Stories
Nach Pizza und Schnaps bei Il Casolare sind wir ins Passage Kino.



KITCHEN STORIES
Norwegen|Schweden 2003, 95 Min.

ist ein Film über Einsamkeit, Schweigsamkeit, Freundschaft und positivistische Benutzerbeobachtung durch ein schwedisches Institut mit dem Zweck der Optimierung von Haushaltseinrichtungen für norwegische Junggesellen.

"Die schwedische Hausfrau läuft zu viel. Und zwar in der Küche herum. Da kam eine Studie der fünfziger Jahre dahinter. Küchenbauer rücken daraufhin Spüle, Herd und Kühlschrank näher zusammen und verkaufen das neue Ensemble teuer. So erzählt es uns der Film "Kitchen stories" von Bent Hamer. Und dass sie den Hals nicht voll bekommen, die Küchenbauer. Nachdem Kochen und Abwaschen für die schwedischen Familien revolutioniert sind, machen die Nimmersatts sich auf, auch Nischen zu erobern: Was wünscht sich wohl der männliche Single in seiner Küche?, fragen sie sich und betreiben Marktforschung. Nun ja, es ist wohl eher Feldforschung.

Ein Geschwader schwedischer Buckelvolvos brummt ins tief verschneite Nachbarland Norwegen, die Insassen sollen dort die Haushaltsgewohnheiten der Junggesellen eruieren. Der Regisseur lässt uns teilhaben an der Begegnung zwischen dem korrekten Beobachter Folke und seinem eigensinnigen Gastgeber Isak. Damit die Küchen-Studie unabhängig und objektiv ausfällt, wurde Gastgeber und Beobachter jeder persönliche Kontakt strengstens verboten, sie dürfen nicht einmal miteinander sprechen." (3sat Synopsis)

Die Website des deutschen Filmverleihs
Die schön gemachte französische Website zum Film
Filminfo auf FAZ.net

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Montag, 8. März 2004
Ete und Ali
R schaltete vorhin arte ein und es lief ein alter DEFA Film mit Jörg Schüttauf, an dem wir hängen blieben: Ete und Ali, ein DDR-Roadmovie von 1985 über Freundschaft, eine Dreiecksgeschichte, ein Film über die Langeweile auf dem Dorf. Wer Vergiss Amerika kennt, dem kommt das alles nicht unbekannt vor und tatsächlich habe ich den Eindruck, dass Vanessa Joop, die Regisseurin von Vergiss Amerika den 15 Jahre älteren DEFA Film gut gekannt hat, auch wenn Vergiss Amerika ein gutes Stück nachdenklicher ist.

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Dienstag, 24. Februar 2004
Scrubs
R und ich sind Scrubs Fans der ersten Stunde (die erste Folge haben wir vor zweieinhalb Jahren in den USA gesehen) und meines Wissens auch die einzigen im Bekanntenkreis. Wie auch immer: Scrubs hat nicht nur wunderbar absurde, sondern manchmal geradezu poetische Momente. Und während ich das schreibe, sagt R "Ich weiss nur eins: Scrubs ist zu kurz". Bitte. Sag ich doch.

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Freitag, 13. Februar 2004
Berlinale: Out of the Forest
Etwas über einen Film zum Holocaust zu schreiben, ist nicht einfach. Wenn es dann noch ein Film ist, der keine eigene Position bezieht, sondern sich darauf beschränkt, Zeugen zu Wort kommen zu lassen und die Meinungsbildung völlig dem Zuschauer überläßt, wird das ganze nicht einfacher.

OUT OF THE FOREST (Stimmen aus dem Wald),
Israel 2003, 93 Min.

dokumentiert Zeugenaussagen und Erinnerungen von Bewohnern des litauischen Dorfes Ponar, in dem in drei Jahren während des 2. Weltkrieges 100.000 Menschen, davon 70.000 jüdischen Glaubens ermordet wurden. Das irritierende dabei ist, dass es nicht um die deutschen Täter geht, sondern um Litauer und Polen, ihr Handeln und Nichthandeln zur Zeit des Nazilagers und ihr Umgang mit der Erinnerung. Der Berlinale Katalog:

„ 'Freitag, 11. Juli 1941. Das Wetter ist schön. Es weht ein warmer Wind. Der Himmel ist nur leicht bewölkt. Vom Wald her hört man Schüsse.'
Mit diesen Worten beginnt das Tagebuch von Kazimierz Sakowicz, einem Polen aus Ponar, einem kleinen Dorf zehn Kilometer westlich von Vilnius, der Hauptstadt von Litauen. Zwischen 1941 und 1944 wurden hier mehr als einhunderttausend Menschen umgebracht, zum größten Teil Juden. Sakowicz hörte die Schüsse und wusste, dass ganz in der Nähe etwas Seltsames geschah. Er beschloss, heimlich alles, was er hörte und sah, aufzuschreiben. Insgesamt dokumentierte er 835 Tage des Genozids. Ausgehend von Sakowicz’ Tagebuch berichtet OUT OF THE FOREST von Menschen, die in unmittelbarer Nähe eines Massenhinrichtungsplatzes lebten. Zu ihnen gehörte ein junges Mädchen, deren Kühe auf den offenen Gräbern weideten, eine Frau, die gezwungen wurde, für die Mörder zu kochen, ein Mann, der mit den Kleidern der Toten Handel trieb, und eine weitere Frau, die sich weigerte, einen Gefangenen in ihr Haus zu lassen, der wenige Minuten zuvor der Exekution entkommen konnte. Der Film ist auch eine Geschichte über Nachbarschaft und Gemeinwesen in schlechten Zeiten; eine Geschichte darüber, wie grundlegend unterschiedlich die jeweiligen Bevölkerungsgruppen (Polen, Litauer und Juden) die schrecklichen Vorkommnisse wahrgenommen haben und wie heute, sechzig Jahre später, niemand die Verantwortung für das Geschehene übernehmen will und jeder die Schuld bei den Anderen sucht."

In der folgenden Diskussion versuchen sowohl Publikum als auch Regisseure ihrem Unverständnis Ausdruck zu verleihen, dass die Antworten mancher Bewohner nicht einmal um irgendein Maß an Political Correctness bemüht waren. Sicher, darin bestand das schockierende des Films. Aber darin offenbart sich auch ein gutes Stück Wahrheit, ohne die gespielte Dopppelmoral, mit der hierzulande oftmals auf das Thema reagiert wird.

Nachdem denn auch einige Bemerkungen aus dem Publikum über den Nationalismus und die Menschrechtsverletzungen in Litauen gefallen sind, hebt der Regisseur abschließend hervor, daß es nicht um Litauer oder Polen geht, sondern allgemein darum, wie Abwehrmechanismen aufgebaut werden: Nicht wir waren es, die anderen waren es. Das überwiegend deutsche Publikum klatscht dankend Beifall.

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Salz
Den ganzen Tag schon frage ich mich, ob ich mir noch eine Berlinale Karte für Sonntag besorgen soll, weiss aber nicht so richtig, für welchen Film. Und dann denke ich immer an den isländischen Film, den ich letztes Jahr am Sonntagabend noch im Babylon gesehen habe, und so schön kann es dieses Jahr gar nicht werden, und dann denke ich, belass ich es erstmal bei den fünfen die ich bis heute abend gesehen haben werde und wenn ich will kann ich immer noch in die Forumswiederholungen nächste Woche im Arsenal gehen.
Gerne würde ich mal wieder einen isländischen Film sehen, und ich frage mich, wie der hiess im letzten Jahr und dann finde ich ihn im Berlinale Archiv:

SALT
Island, USA 2003, 93 Min.

und auf der Seite vom fsk-Kino gibts mehr Infos und einen Link zur offiziellen Website, die aber nicht mehr online ist.

"SALT ist eine einfache Geschichte über eine junge Frau, die sich in den Freund ihrer Schwester verliebt. Die Gefühle der Figuren und die Entscheidungen, die sie treffen, sind von dem Ort inspiriert, an dem sie leben. Vor zehn Jahren war ich einmal in einem winzigen isländischen Fischerdorf namens Stöðvarfjörður. Dieser Ort blieb mir als einer der entlegensten Plätze der Welt in Erinnerung. In diesem Dorf stellte ich mir ein junges Mädchen auf der Suche nach sich selbst vor, das sich während dieses Prozesses von den Menschen, die es am meisten liebt, immer weiter entfernt. Während ich die Figur entwickelte, wob sich eine bekannte isländische Legende über Seehunde in die Geschichte und wurde zur Grundlage für die Selbsterforschung des Mädchens. Aus diesen Ideen entwickelte sich die Figur der Hildur, aber zum Leben erweckt wurde sie auf erstaunliche Art und Weise, als ich Brynja Thóra Guðnadóttir kennen lernte. Ihr natürliches Gefühl für die Figur brachte mich auf den Gedanken, den Film mit Laiendarstellern zu drehen und mich dem Thema eher dokumentarisch zu nähern."
(Der Regisseur Bradley Rust Gray über seinen Film)

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Donnerstag, 12. Februar 2004
Berlinale: South of the Clouds
Mein vierter Berlinale Tag. Ich treffe mich mit R an den grünen Kanapees im Arsenal. Die Schlange für

YUN DE NAN FANG (South of the Clouds),
VR China 2003, 100 Min.

ist länger als bei den Filmen, die ich bisher gesehen hab und als es losgeht sind die Treppen belagert. Das Anfangsbild zeigt die Hautpfigur, aus dem Fenster schauend, und erinnert mich unmittelbar an die Anfangssequenz vom alten Solaris und auch R muss an die Tarkovsky-Brüder denken, allerdings an Stalker, den ich immer noch nicht gesehen hab. Der Film gleitet ruhig vor sich hin, man sieht zwei alte Männer beim Tai Chi, und je weiter er gleitet, desto entspannter fühlt man sich. Nach einer halben Stunde höre ich neben mir ruhige Atemzüge und auch ich habe zunehmend Schwierigkeiten, wachzubleiben und beginne, wegzuknicken, die Bilder wie Traumsequenzen aufzunehmen. Inzwischen ist Xu Daquin in der Provinz Yunnan im Süden angekommen und die Landschaftsaufnahmen sind wirklich traumhaft. Ich sehe ein Küchenmesser, ein gutes Stück größer als unser Güde Chai, Xu Daquin zerhackt damit Kohl, dann wieder Landschaft. Die Kinoluft ist stickig trocken, aber schließlich kommt das Schlußbild, ein wunderbares Schlußbild, mindestens so stark wie das Anfangsbild: Xu Daquin mit Tränen im Auge, eingefroren. Dann kommt der Closing Song, die Stimme eines chinesischen Tom Waits und während der Vorhang fällt, fühle ich mich wie nach einer der entspannenden Tai Chi Übungen der alten Männer im Film.

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Mittwoch, 11. Februar 2004
Berlinale: Touch Me
Mein dritter Berlinale Film. Und wieder ein Volltreffer.

DOTKNIJ MNIE (Touch me)
Polen 2003, 82 Min.

ist auf DV gedreht und die improvisierte Kamera mit ihrer farbigen Unschärfe lässt den Figuren so viel Raum wie dem Zuschauer, ohne die Bemühtheit mancher Dogmafilme.
Die Videoästhetik spiegelt den Alltag der Akteure, der geprägt ist vom Bemühen, von Sehnsüchten und vom Scheitern und Umschlagen in eine latente Gewalt. Diese zum Teil tragisch komische Gewalt zieht sich hindurch wie ein roter Faden, die Szenen variieren das Thema, die Gewalt tritt aus verschiedenen Richtungen auf, sie kommt von aussen, als gesellschaftliches Produkt eines globalisierten Marktes, ironisch vorgeführt in Niedriglohnjobangeboten aus dem westeuropäischen Ausland, und sie kommt von innen, aus der emotionalen Handlungsunfähigkeit der Menschen heraus. "Die materielle Armut überträgt sich auf die emotionale Armut der Bewohner", sagt Ewa Stankiewiecz, eine der beiden Regisseurinnen, und betont, keine Kausalität aufzeigen zu wollen und tut es doch und hat Recht damit.

Der Film ist grausam und schön zugleich. "Wir wollten einen Film machen, der das Leben zeigt, wie es wirklich ist", sagen die Regisseurinnen und es ist ihnen gelungen. Der Zuschauer beobachtet die Bewohner eines Wohnblocks in Lodz bei ihren unbeholfenen Bestrebungen, Beziehungen zu knüpfen und wird zum Zeugen der inneren Leere. Viele der Szenen enden mit Gewalt und immer sind es die Frauen, die übrigbleiben. Am Ende geht die Tochter mit einem Jungen die Strasse entlang, Hand in Hand. Willst du mit mir gehn? Ja. Und sie gehn...
Die beiden Regisseurinnen sind sich, wie das sich eifrig zu Wort meldende Publikum, nicht einig über das Ende. "Ich habe die Hoffnung, dass es wenigstens den beiden am Ende gelingt", sagt Anna Jadowska.

Eine polnische Zuschauerin meldet sich und kritisiert den Pessimisus des Films in Worten, die der Übersetzer nicht übertragen mag, mit dem Hinweis im Deutschen gäbe es keine ausreichend starken Worte, und dann schließt sie ihre Rede auf Deutsch: Ich gehe mich jetzt übergeben.

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Dienstag, 10. Februar 2004
Berlinale: Brother to Brother
Ein guter Film. Ein Film über New York. Ein Film über Schwarze. Ein Film über Schwule. Ein Film der alle diese Möglichkeiten, in Clichés zu verfallen, ungenutzt lässt. Ein Film über 2 Generationen und zwei Zeiten. Ein poetischer Film, ohne zu schwelgen. Ein intelligenter Film, ohne angestrengt zu sein. Ein Film wie Jazz. Ein Film wie ein Gemälde von Basqiat. Und nicht zuletzt ein Film über Freundschaft.

BROTHER TO BROTHER
USA 2003, 93 Min.

„Harlem Renaissance“ hieß die erste Bewegung afroamerikanischer Kultur in den USA der 1920er Jahre. Das von Künstlern und Intellektuellen getragene „New Negro Movement“ beschränkte sich nicht allein auf Dichtung, Malerei und Musik – auch ihre Partys und Clubs machten damals das nördliche Manhattan zu einem Zentrum des kulturellen Geschehens. In Rodney Evans’ Film stößt ein junger New Yorker auf Spuren und Zeitzeugen aus jener Epoche – Perry, ein homosexueller Künstler, der sich mit seiner Familie überworfen hat und in einem Obdachlosenasyl arbeitet, um seinen College-Besuch zu finanzieren. Als ihm eines Tages sein Freund Marcus ein eigenes Gedicht vorträgt, tritt überraschend ein alter Mann zu ihnen und rezitiert seinerseits poetische Verse. Ebenso überraschend verschwindet er auch wieder. In einem Buch über die „Harlem Renaissance“ kann Perry die Sätze des Unbekannten als ein Gedicht von Bruce Nugent identifizieren, und als sich die beiden im Obdachlosenheim abermals über den Weg laufen, stellt sich heraus, dass es sich bei dem Mann tatsächlich um Nugent handelt, der 1926 mit befreundeten Autoren wie Langston Hughes, Zora Neale Hurston und Wallace Thurman die Literaturzeitschrift „Fire!!“ gründete. „A Negro Quarterly of the Arts“ lautete der Untertitel der avantgardistischen Publikation, die zum zentralen Periodikum der „Harlem Renaissance“ wurde. In den Erzählungen Nugents wird die vergangene Ära für Perry lebendig. Er lernt, dass dies auch seine Geschichte ist. Und sie hilft ihm, einige existenzielle Fragen seines Lebens zu klären . . .
(Aus dem Berlinale Katalog)

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Montag, 9. Februar 2004
Berlinale: A Bride of the Seventh Heaven
Ich mag Filme, die einem neue Welten eröffnen und völlig andere Lebensentwürfe zeigen als den eigenen oder die in unserer Kultur bekannten. Das Fremde ist darin als Fremdes erkennbar und dahinter werden Sehnsüchte und Ängste der Menschen als allgemeingültige | existenziale Folie sichtbar.
In der Versammlung solcher Filme besteht die die Stärke des internationalen Forums des jungen Films und

JUMALAN MORSIAN (A Bride of the Seventh Heaven),
Finnland 2003, 85 Min.

ist so ein Film. "Der Film handelt von Einsamkeit, von einer einsamen alten Frau, die einem blinden Mädchen namens Ilne ihr Leben erzählt. Der Name Ilne bedeutet soviel wie Lebensspenderin. In der Kultur der Nenet, von der Vergangenheit bis zum heutigen Tag, kann ein kleines Mädchen vor oder nach der Geburt dem Gott Num versprochen werden. Normalerweise geschieht das nach der Geburt des Kindes, wenn sein Geschlecht bekannt ist. Das Mädchen mag dem Gott für jeweils drei, vier oder fünf Mal sieben Jahre versprochen werden, oder sogar für die gesamte Dauer seines Lebens. Das Versprechen gilt von der Geburt an. Wenn die Zeit abgelaufen ist, kann die inzwischen erwachsene Frau einen irdischen Ehemann als Lebenspartner nehmen. Im Film wurde Syarda entsprechend der Vorhersage eines Schamanen schon vor ihrer Geburt dem Gott versprochen.



Das Drehbuch stammt von Anastasia Lapsui und basiert auf Erfahrungen, die sie selbst gemacht hat. Als junges Mädchen war sie einige Jahre lang blind und besuchte oft eine alte Frau, die allein in einem Nachbarzelt lebte. Die beiden freundeten sich miteinander an, und die alte Frau erzählte Anastasia Lapsui von ihrem Leben, das einem Gott versprochen war. Ihre Geschichte erzählt der Film." (Anastasia Lapsui, Markku Lehmuskalio im Forum Programmheft)

Bei der Vorführung im CinemaxX sind überwiegend Frauen im Publikum. Selbstbewußte Frauen zwischen Ende 20 und Mitte 40, die sich über die Reihen hinweg unterhalten, bis der Film anfängt. Zwischendurch steht eine am Rand und telefoniert und wird direkt lautstark aus dem Publikum aufgefordert, den Saal zu verlassen. Eine halbe Stunde später beginnt ein Streit in den hinteren Reihen. Du hast mich angegriffen, du hast meinen Sohn getreten, du Fotze. Die andere versucht zu beschwichtigen, unmutige Rufe aus dem Publikum, die die beiden auffordern den Mund zu halten oder draussen zu streiten. Det is Berlin, denk ich und schüttele im Dunkeln den Kopf. Nach der Vorführung sind der Regisseur und die Drehbuchautorin anwesend. Der Moderator ist so eine typische Berlinale Laberbacke, der keinen vernünftigen Satz hervorbringt, aber superschlau sein will und mit seiner Eingangsfrage versucht, den Film als Märchen zu charakterisieren, worauf er sich auch gleich eine verbale Watschen einfängt. "Es ist kein Märchen, es ist die Geschichte eines relaen Lebens" korrigiert ihn die kleine, selbstbewußte Drehbuchautorin.
Wie ein Gedicht klingen ihre Sätze, die aus dem Russischen übersetzt werden:

In unserer Religion opfern wir alle etwas.
Wir sind Kinder der Sonne. Die Sonne
ist das Auge Gottes.

Wir sind ein Nomadenvolk.
Wir sind auf der Reise geboren
und wir sterben auf der Reise.

Wir haben keinen Kompass,
unsere Wege sind im Himmel gezeichnet.

Wir sind immer auf der Reise
und heute bin ich bei Ihnen.

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Mittwoch, 28. Januar 2004
Lichter und Schatten
Gerade zum ersten Mal für dieses Jahr auf der Berlinale Website gewesen und gleich ist Vorfreude aufgezogen. Ich mag es, an diesen Tagen vormittags nachmittags abends im Kino zu sitzen, meist alleine, weil im Bekanntenkreis wieder alle entweder keine Lust, Zeit oder Geld hatten, und mir kleine Kostbarkeiten des internationalen Films anzusehen. Immer was aus Fernost. China Japan Thailand Phillipinen. Vor zwei Jahren einen wunderbaren iranischen Film gesehen, dessen unaussprechlichen Namen ich leider vergessen habe.

Aber auch die deutschen Filme sind manchmal kleine Entdeckungen. So "Mein langsames Leben" vor zwei oder schon drei Jahren von Angela Schanelec. Oder "Mein Leben Teil 2" (der nichts mit eben genanntem zu tun hat!) im letzten Jahr. Und natürlich "Lichter", den ich erst später gesehen habe aber großartig fand...
Klar, das Anstehen für Karten immer erst drei Tage vorher am Potsdamer Platz oder im International ist nervig. Aber irgendwie gehörts dazu und dann sucht man sich halt ne Reihe Alternativen und nimmt was man kriegt und lässt sich überraschen... Also von mir aus kanns losgehn.

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