Dienstag, 16. März 2004
Lehrstunde
R in Weimar mit ihrem Deutsch Grundkurs und einem Ghettoblaster auf der Schulter. Die Schüler haben Spraydosen Vorschlaghammer Brechstangen dabei. Dann geht's zur Sache. Dekonstruktion eines Denkmals. Im Namen der Klassiker. Aufgegangen in Ruinen. Die Jugend stürmt und drängt. Am Morgen danach ein Graffiti an der Häuserwand: Schwerter zu Pflugscharen.

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Farbtupfer
Während ich fast das Bügeleisen auf dem Brett im Wohnzimmer vergesse, suche ich Farbtupfer für den Blog. Das Fotoduell mit dem kleenen Cowboy (ohne Hut) konnte ich nicht gewinnen, zu schnell war der Gegner beim Schuss.



Zum Trost gabs Frühlingstulpen von R., die selbst graue Tage wie den heutigen farbenfroh werden lassen. Und jetzt auf zum Haareschneiden. Schön kurz. Keine Zugeständnisse mehr an den Winter.

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Ruhe
...hoffentlich die vor dem Sturm. Zugegeben: im Moment passiert hier nicht viel, und einige Leute warten auch schon auf ihre Antwortmails (die kommen noch, versprochen!). Aber es ist ein gutes Zeichen. Im Hintergrund tut sich was. Manche Dinge brauchen Zeit, sagt Ploog gerne einmal, wenn wir mit dem Raumagent wieder einmal hängen (so wie zur Zeit), Recht hat er. Vielleicht ist nach den ersten zwei Monaten (fast) täglichen Bloggens auch mal eine Verschnaufpause angesagt.

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Sonntag, 14. März 2004
Sonnentag
Ich denke, jetzt ist es geschafft. Die Talsohle ist durchschritten. Die Aussicht nimmt zu. Das Büro nimmt Formen an. Es gibt zu tun. Und von Tag zu Tag wird es ein wenig wärmer. Die Tulpen auf der Fensterbank, die gestern noch verschlossen waren, haben sich geöffnet. Heute haben wir zum ersten mal auf dem Südbalkon in der Sonne gefrühstückt und es war warm genug, im Hemd dort zu sitzen. Die Augen schliessen. Kraft tanken.

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Donnerstag, 11. März 2004
Spaziergänger
Das Leben ist ein Spaziergang und der alte John hatte sich nicht erst heute auf den Weg gemacht. Unterwegs sammelte er Beeren, Blätter, einen schön geformten Ast hier, einen Stein dort. Nach und nach verschwanden die Dinge im Rucksack, den er trug, und manchmal vergass er sie dort. An einem frischen Spätsommermorgen traf John einmal einen Wanderer, der ihn freundlich und gutgelaunt grüßte. In der Hand hatte er eine formschönselbstgeschnitzte Gehhilfe und auf dem Rücken trug auch er einen Rucksack. Wohin des Wegs? fragte er John und der erwiderte: ich will es heute vor Einbruch der Dunkelheit bis A schaffen, dort wohnen Freunde von mir. Der andere schaute interessiert auf. Bis A ist ein weiter Weg, guter Mann. Aber das Wetter ist gut und es soll auch noch etwas anhalten. Ich allerdings bin bereits auf dem Nachhauseweg. Habe Brennessel und Sauerampfer gepflückt, das gibt einen guten Salat zu Mittag.
Eine kurze anerkennende Bewegung zum Hut und die beiden gingen ihres Weges. Einige Tage später, John hatte A längst wieder verlassen, es war schön dort, aber er wollte nicht zur Last fallen und er hatte sich eine Strecke zum Ziel gesetzt, bevor der Herbst kam, begegnete er erneut einem morgendlichen Wanderer. Der Mann war nicht jünger als er, aber er kam leichtfüssig des Weges. Er trug kein Gepäck, und von weitem sah es so aus, als tänzelte er, aber als er näher kam sah John, dass der Fremde gelegentlich etwas aufhob, um es dann mit Schwung und in hohem Bogen dem Wald zurückzugeben. Als er ihn erreicht hatte, hielt John inne, grüßte ihn kurz und wunderte sich: Was tust du da, guter Mann? Ich wandere, erwiderte der andere amüsiert. Du bist aus der Gegend, nehme ich an, denn du trägst ja kein Gepäck mit dir? Nein nein, heute früh komme ich aus B, aber eigentlich bin ich schon lange auf unterwegs. Ich habe mir kein Ziel gesetzt. Es ist ein schöner Tag heute und der Wald gibt mir was ich brauche.
John nickte, wünschte alles Gute und ging weiter seines Wegs. Im nächsten Ort würde er sich eine Unterkunft suchen, vielleicht würde er dort bleiben, ein oder zwei Tage. Aber dann würde er wieder aufbrechen, er hatte ein Ziel zu erreichen, vor dem Herbst.

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Slow Day
b hat sich vorhin schon auf den nachhauseweg gemacht. das wetter soll heute auflockern. er wird gut durchkommen nach süden. r ist auch schon los, zur arbeit. wir haben gestern nacht ziemlich lange dagesessen und ich habe b alte aufnahmen von mir vorgespielt. er hat uns nur einmal live gesehen, er war damals zu jung um sich wirklich für musik zu interessieren, wir unterhielten uns über musik reisen pläne und es war schon ziemlich spät als ich ins bett taumelte. ich wusste, dass er heute morgen fahren würde, ich hätte es auch so gemacht. nun stehe ich am fenster und schaue in einen grauen tag.

I'm running round in circles,
trying to find my way.
It's a slow day. (Die Happy)

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Donnerstag, 11. März 2004
Kitchen Stories
Nach Pizza und Schnaps bei Il Casolare sind wir ins Passage Kino.



KITCHEN STORIES
Norwegen|Schweden 2003, 95 Min.

ist ein Film über Einsamkeit, Schweigsamkeit, Freundschaft und positivistische Benutzerbeobachtung durch ein schwedisches Institut mit dem Zweck der Optimierung von Haushaltseinrichtungen für norwegische Junggesellen.

"Die schwedische Hausfrau läuft zu viel. Und zwar in der Küche herum. Da kam eine Studie der fünfziger Jahre dahinter. Küchenbauer rücken daraufhin Spüle, Herd und Kühlschrank näher zusammen und verkaufen das neue Ensemble teuer. So erzählt es uns der Film "Kitchen stories" von Bent Hamer. Und dass sie den Hals nicht voll bekommen, die Küchenbauer. Nachdem Kochen und Abwaschen für die schwedischen Familien revolutioniert sind, machen die Nimmersatts sich auf, auch Nischen zu erobern: Was wünscht sich wohl der männliche Single in seiner Küche?, fragen sie sich und betreiben Marktforschung. Nun ja, es ist wohl eher Feldforschung.

Ein Geschwader schwedischer Buckelvolvos brummt ins tief verschneite Nachbarland Norwegen, die Insassen sollen dort die Haushaltsgewohnheiten der Junggesellen eruieren. Der Regisseur lässt uns teilhaben an der Begegnung zwischen dem korrekten Beobachter Folke und seinem eigensinnigen Gastgeber Isak. Damit die Küchen-Studie unabhängig und objektiv ausfällt, wurde Gastgeber und Beobachter jeder persönliche Kontakt strengstens verboten, sie dürfen nicht einmal miteinander sprechen." (3sat Synopsis)

Die Website des deutschen Filmverleihs
Die schön gemachte französische Website zum Film
Filminfo auf FAZ.net

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