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Montag, 8. März 2004
Ete und Ali
R schaltete vorhin arte ein und es lief ein alter DEFA Film mit Jörg Schüttauf, an dem wir hängen blieben: Ete und Ali, ein DDR-Roadmovie von 1985 über Freundschaft, eine Dreiecksgeschichte, ein Film über die Langeweile auf dem Dorf. Wer Vergiss Amerika kennt, dem kommt das alles nicht unbekannt vor und tatsächlich habe ich den Eindruck, dass Vanessa Joop, die Regisseurin von Vergiss Amerika den 15 Jahre älteren DEFA Film gut gekannt hat, auch wenn Vergiss Amerika ein gutes Stück nachdenklicher ist.
Von marcosz, 18:03 Uhr
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Montag, 8. März 2004
Apfel und Birne
Friedrich Merz spricht bei Christiansen wieder einmal davon, dass wir eine Industriegesellschaft sind und sein müssen und dass wir nur durch eine generelle Verlängerung der Arbeitszeit neue Arbeitsplätze schaffen und bestehende sichern. Gleichzeitig soll der Kündigungsschutz weitestgehend aufgehoben werden. In der Runde, bestehend aus den üblichen Verdächtigen von SPD/Grüne, Wirtschaft, Hochschule und Gewerkschaft, erhebt keiner Widerspruch gegen die Aussage an sich. Gefochten wird um Worte und Details, aber Vollbeschäftigung ist das gemeinsame Ziel und Hire-and-fire scheint der Weg dorthin.
Bin ich eigentlich blöd? Ok, ein Matheass war ich nie, aber das will mir einfach nicht einleuchten: Es gibt immer weniger Arbeit. Insbesondere in der Industrie, auf die Merz sich bezieht. Automatisierung mag ein Schlagwort vergangener Jahrzehnte sein, aber nur weil es nicht mehr modern klingt, ist die (an sich doch erfreuliche) Tatsache, dass Maschinen auch weiterhin immer stärker an der Schaffung des Mehrwerts beteiligt sind, nicht wegzudiskutieren. Nun wird gefordert, dass die, die die vorhandene Arbeit erledigen, länger arbeiten und das gleichzeitig mehr Menschen diese Arbeit erledigen sollen. Wie soll das aussehen? Zurück zur Handarbeit?
Und selbst, wenn durch solche Massnahmen kurz- oder mittelfristig neue Arbeitsplätze entstehen, welcher Art wären diese denn dann? Wären es nicht die oft diskutierten Fachkräfte die fehlen, während das Gros der wenig qualifizierten Kräfte weiterhin zu absurder Sozialhilfezwangsarbeit verdonnert wird? Eichel erwähnt immerhin kurz, dass die vielbeschworene Forderung der Wirtschaft nach Planungssicherheit in Wahrheit eine Forderung nach flexiblen Standby-Arbeitskräften ist, aber schon in der Formulierung des Problems vergaloppiert er sich wieder in der Perspektiv- und damit Alternativlosigkeit der Sozialdemokratie, wenn er fragt, wie jemand Kinder (oder ein Haus) planen soll, wenn ihm nicht eine langfristige berufliche Sicherheit (und damit meint er lebenslange Vollzeitbeschäftigung) gegeben wird.
Tja, wie gut, dass Merz den Ursprung allen Übels bereits ausgemacht hat: schon vor dem EU-Beitritt der Ostländer verlieren wir täglich Arbeitsplätze an die Beitrittsländer. Die Polen also. Erst nehmen sie uns hier die Arbeitsplätze und dann locken sie uns noch die Arbeit weg. Aber eine Hoffnung gibts ja noch: wenn wir alle als Gastarbeiter nach Irland, Polen oder sonstwohin ausgewandert sind, die Städte geschrumpft sind und die Rentner auf Bali, vielleicht gibt es dann in der verlassenen Brache, mitten in Europa, große, wild wuchernde, blühende Landschaften. Und der Traum des dicken Mannes wird doch noch wahr.
Bin ich eigentlich blöd? Ok, ein Matheass war ich nie, aber das will mir einfach nicht einleuchten: Es gibt immer weniger Arbeit. Insbesondere in der Industrie, auf die Merz sich bezieht. Automatisierung mag ein Schlagwort vergangener Jahrzehnte sein, aber nur weil es nicht mehr modern klingt, ist die (an sich doch erfreuliche) Tatsache, dass Maschinen auch weiterhin immer stärker an der Schaffung des Mehrwerts beteiligt sind, nicht wegzudiskutieren. Nun wird gefordert, dass die, die die vorhandene Arbeit erledigen, länger arbeiten und das gleichzeitig mehr Menschen diese Arbeit erledigen sollen. Wie soll das aussehen? Zurück zur Handarbeit?
Und selbst, wenn durch solche Massnahmen kurz- oder mittelfristig neue Arbeitsplätze entstehen, welcher Art wären diese denn dann? Wären es nicht die oft diskutierten Fachkräfte die fehlen, während das Gros der wenig qualifizierten Kräfte weiterhin zu absurder Sozialhilfezwangsarbeit verdonnert wird? Eichel erwähnt immerhin kurz, dass die vielbeschworene Forderung der Wirtschaft nach Planungssicherheit in Wahrheit eine Forderung nach flexiblen Standby-Arbeitskräften ist, aber schon in der Formulierung des Problems vergaloppiert er sich wieder in der Perspektiv- und damit Alternativlosigkeit der Sozialdemokratie, wenn er fragt, wie jemand Kinder (oder ein Haus) planen soll, wenn ihm nicht eine langfristige berufliche Sicherheit (und damit meint er lebenslange Vollzeitbeschäftigung) gegeben wird.
Tja, wie gut, dass Merz den Ursprung allen Übels bereits ausgemacht hat: schon vor dem EU-Beitritt der Ostländer verlieren wir täglich Arbeitsplätze an die Beitrittsländer. Die Polen also. Erst nehmen sie uns hier die Arbeitsplätze und dann locken sie uns noch die Arbeit weg. Aber eine Hoffnung gibts ja noch: wenn wir alle als Gastarbeiter nach Irland, Polen oder sonstwohin ausgewandert sind, die Städte geschrumpft sind und die Rentner auf Bali, vielleicht gibt es dann in der verlassenen Brache, mitten in Europa, große, wild wuchernde, blühende Landschaften. Und der Traum des dicken Mannes wird doch noch wahr.
Von marcosz, 00:41 Uhr
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Sonntag, 7. März 2004
Zizi
Vor dem Fernseher bin ich kurz eingeschlafen. Als ich wieder aufwache läuft eine Dokumentation über die Tänzerin Zizi Jeanmaire und ihren Partner und Choreografen Roland Petit, die beide 2004 ihren 80. Geburtstag feiern. Es sind wunderbar perfekte Bewegungen zu sehen, und Zizi sieht man ihr Alter kein bisschen an und ich merke, dass ich wieder Lust auf Tanz bekomme und dass ich unbedingt mal wieder mit R in die Komische Oper muss, oder woandershin zum Ballett. Als die Sendung vorüber ist, stehe ich auf, lösche das Licht und sehe, aus dem Dunkel heraus, zwei junge Frauen tanzen, lautlose Bewegungen, im Fenster gegenüber.
Von marcosz, 00:48 Uhr
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Fliegender Teppich
Heute abend ist B auf 100qm terracottafarbenem Teppich dahergeflogen gekommen, die uns die nötige Wärme in die Stube bringen sollen. Dass der Teppich dann nicht wirklich geflogen ist, ist nur erfreulich, denn er war aufs Dach gebunden und musste eine Autobahnfahrt von Wiedemar bei Leipzig nach Berlin überstehen. Im Fernsehen läuft Big Brother. "Ist ja furchtbar", sagt R, "Wenn das schon die Highlights sein sollen...". Aber B weiss zu korrigieren, denn auf Tele5 läufts die ganze Nacht.
Von marcosz, 02:49 Uhr
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Freitag, 5. März 2004
Geister
Am Samstag in Kopenhagen konnte ich sie nochmal in die Flucht schlagen, jetzt hat sie mich eingeholt, die Erkältung, und verschafft mir unfreiwillig Zeit, mich Picknick am Wegesrand zuzuwenden. Das Buch überrascht mich. Nach mehreren DDR Science Fiction-Romanen, die ich bisher gelesen habe, und den Lem-Ausgaben aus der DDR ist der Strugatzki-Roman erstaunlich leichtfüssig und schnell geschrieben. Das Setting um die kontaminierte "Zone" erinnert darüber hinaus an Arno Schmidts Gelehrtenrepublik. Werde mir auf jeden Fall Stalker, die Tarkovsky-Verfilmung von 1980 bestellen.
Mittags bin ich kurz in der Fidicin, aber die Geruch von Farbe macht den Kopf noch dichter, als er ohnehin schon ist. Am Nachmittag schau ich mir noch den Schluss von Enter the Dragon an, und zusammen mit R auch nochmal einen Teil der Dokumentation, in der seltsamerweise kein Wort zum mysteriösen Tod des kleinen Drachen verloren wird. Das Internet gibt allerlei verschörungstheoretisches her: von der chinesischen Mafia bis Drogenexzess.
Wird Zeit, dass das Büro fertig wird, dann wird's dann nen Tarkovsky und nen Bruce Lee Filmabend geben. Und vielleicht guck ich dann auch nochmal Lars von Triers Riget, dass O und L sich ja mit großer Begeisterung angesehen haben.
Mittags bin ich kurz in der Fidicin, aber die Geruch von Farbe macht den Kopf noch dichter, als er ohnehin schon ist. Am Nachmittag schau ich mir noch den Schluss von Enter the Dragon an, und zusammen mit R auch nochmal einen Teil der Dokumentation, in der seltsamerweise kein Wort zum mysteriösen Tod des kleinen Drachen verloren wird. Das Internet gibt allerlei verschörungstheoretisches her: von der chinesischen Mafia bis Drogenexzess.
Wird Zeit, dass das Büro fertig wird, dann wird's dann nen Tarkovsky und nen Bruce Lee Filmabend geben. Und vielleicht guck ich dann auch nochmal Lars von Triers Riget, dass O und L sich ja mit großer Begeisterung angesehen haben.
Von marcosz, 00:15 Uhr
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