Freitag, 12. Mai 2006
Rückblick
Dieser Freitag war vor einem Jahr ebenfalls ein 13. und mittags, etwa um diese Stunde Ortszeit, landete ich in Newark, NJ, wo ich erst einmal, nach Fotomachen und Daumenabdruck, eine Stunde warten muss, weil ich mich der dicken schwarzen Zollbeamtin gegenüber wohl doch etwas zu salopp ausgedrückt habe ("am I supposed to smile?" "You ask too many questions"), bevor ich einer wunderschönen neuen Welt entgegentrat. Aber jede Welt hat ihre eigenen Regeln und damals kam ich noch nicht einmal mit meinen eigenen klar.

link (0 Kommentare)   | kommentieren


Kopfstand in Rückenlage
Am Mittag liege ich eine kleine Ewigkeit rücklings auf dem warmen Beton am Pool und starre sonnenbrillenbewehrt in die Wolken. Ich versuche, sie zu lesen, aber sie sagen mir nichts. Sie bewegen sich, verändern sich, bis sie mit einem Mal innehalten und dann halte auch ich die Luft mit ihnen an und wäre da nicht diese kleine gleißende Scheibe am unteren Bildrand, ich könnte schwören, die Welt hat sich Kopf gestellt und ich schaue hinab und kann dort hinter dem tiefvibrierenden Blau Land erkennen. Ich, Pilot. Once a day.

link (0 Kommentare)   | kommentieren


Mondfahrt
02:38. Im Flugzeug vor Abflug.

Wie immer legt sich die Unruhe sobald ich meinen Platz im Flugzeug eingenommen hab. David Gray läuft über die Bordanlage und man hätte meine Stimmung nicht besser treffen können. Sail away with me, honey. Um mich herum Pärchen. Urlauber. Ich gehöre nicht hier her. Ich bin alleine. Ich schreibe regungslos in mein Powerbook hinein. Die Maschine ist nur halb voll. Ein Lufthansa WLAN Spot meldet sich, 5 Euro für 24h, T-Mobile wollte in der Lounge noch 18 Euro dafür.

Ich melde mich an. Dann will ich was ins Tagebuch schreiben, aber Blogger ist down. Immerhin schaffe ich es noch, die Aufwandsschätzung an D rauszuschicken, bevor wir abheben. Was für ein chaotischer Tag. Dass ich überhaupt hier sitze ist reine Glückssache. Schließlich sollte ich in diesem Moment bereits in einem Hotelbett auf Teneriffa liegen...


04:31. Auf dem Flug nach Teneriffa

John Frusciante über den Wolken zu hören ist ein Experiment, das gelingt. Während ich hier oben sitze, das kleine Licht am Ende der Tragfläche im Augenwinkel, alle um mich herum schlafen, denke ich an die Menschen dort unten. Wer schläft? Wer wacht? Ich sehe sie vor mir, jeden einzelnen, in mondlichtgetränkten Schlafzimmern, einsam oder mit Freunden an Küchentischen sitzen, in den Clubs, nachtwandelnd. Dann kommt mir ein Gedanke. Wer Addition mag, muss das Leben verstehen. Und noch einiges mehr. Der muss nicht überzeugt werden. Du erkennst ihn beim Blick in die Augen. Sag nichts. Nichts mehr. Lass ihn zusteigen zur Fahrt. Laß ihn Platz nehmen. Sprich nicht. Sieh hinaus. Der Mond sagt alles, was gesagt werden muss.


09:43. Teneriffa.

Nach der Ankunft fahren wir ewig nach Puerto, immer an der Küste entlang. Anfangs taucht die aufgehende Sonne alles in Rot. Aber ähnlich wie in allen spanischen Touristenregionen ist auch hier alles schon verbaut und/oder mit Baustellen überzogen. Das Teide Mar ist auch nicht mehr das jüngste, und seine Gäste scheinen es auch nicht zu sein, aber nun gut. We are not here to be happy.

link (0 Kommentare)   | kommentieren