Sonntag, 16. April 2006
meditation über das dreieck
das dreieck ist kraftvoll. aggressiv. es stabilisiert ohne stillzustehen. es drängt vorwärts. es gibt richtung. es gibt bewegung. es spielt mit unserer vorstellung dessen, was sein sollte. es verführt. das dreieck fügt sich nicht, es bricht niemals ein. es ist der held des industriellen zeitalters. das zahnrad lebt von ihm. die dymaxische architektur. auch der antiheld des 60er jahre thrillers ist ein dreieck. alain delon ist ein dreieck. belmondo in a bout de souffle. das dreieck stirbt am ende, aber nur, weil es zu scharf ist für eine welt aus kreisen und quadraten. das dreieck hat auch humor. es kann witzig, offenherzig sein. und großzügig. es kann auch über sich selbst lachen, aber komm ihm bloß nicht mit engstirnigen quadratwitzen. das dreieck braucht den offenen himmel über sich. es stellt sich gerne in den wind. gemütlichkeit ist seine sache nicht. das dreieck hat kein rentenkonto und keinen bausparvertrag. das dreieck ist ein einsamer wolf. quadrate stellen sich ihm gern zur seite, aber das dreieck schüttelt sie ab, nur ein kreis hat eine chance das dreieck zu bezwingen. einen umkreis duldet das dreieck noch am ehesten. eine berührung in drei punkten. harmonischer abstand zum mittelpunkt, um den sich nicht zu drehen das dreieck stets bemäht ist. das dreieck findet schwer (und auch ungern) seine mitte (oft nur mithilfe des Kreises), und es muss auch nicht mitte für andere sein. das dreieck ist ein bezugssystem, in dem jede ecke mit jeder anderen verbunden ist. das macht es stabil aber auch gefährlich. viele dreiecke zusammengeschlossen ergeben ein engmaschiges netz. weh dem der sich von ihm verwirren läßt.

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