Freitag, 19. August 2005
Kitschfilm
Einzelne klare Sterne am dunkelblauen Nachthimmel ueber der orangegerandeten Silhouette von Palmen. Ein unfassbar grosser klarer Mond ueber dem Meer. Sein Spiegel im Wasser. Davor Verliebte, Kopf an Kopf. Ein Boot schwankt. Die Fahnen klirren leise.

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Donnerstag, 18. August 2005
Your Request
Das erstaunliche an den Bands hier in Bali ist ihre Vielfaeltigkeit. Am Strand, in den Bars, allenthalben sind Zuschauer-Wuensche gefragt, die sie meist erfuellen koennen. Meine Requests heute abend: Girl from Ipanema und Under the Boardwalk an die schwarzhemdtragenden Herren mit Kontrabass und zwei Akustik-Gitarren am Strand beim Abendessen im Mondschein und Chop Suey und Come as you are an die Rockband in der Lazer-Bar, wo nebenher die Weetabix Women's British Open laufen. Vielleicht sollte ich noch ein paar Anschlaege auf der Driving Range machen...
Woran es den Bands allerdings fehlt ist die Konzentration auf ihre Staerken und das Herausarbeiten eines eigenen Profils.

Jetzt ist es zehn vor eins und hier in Sanur geht nicht wirklich mehr was. Der Abend heute fuehlte sich ein wenig an wie der letzte, obwohl morgen auch noch ein Tag ist. Noch vor dem fruehen Sonnenuntergang habe ich The Book of Illusions zu Ende gelesen. Ich hab alles erledigt, was ich tun wollte. Ich war segeln, golfen und ins Landesinnere. Nachdem ich den Auster zu Ende gelesen hab, bin ich nochmal in den Pool (des Grand Bali Beach) und danach hab ich mir noch eine Massage geben lassen. Ich hab meine Abflugdaten gecheckt und mir die Hoehe meiner Hotelrechnung sagen lassen. Und mir dann das Seafoodbuffet am Strand gegeben. Und eine Mail aus Basel gabs auch. Und eine von M aus Darmstadt, der im September nach korea fliegt, wofuer ich ihn beneide.

Wenn das alles wirr klingt: es ist ein Cutup aus Notizbucheintraegen und Bintang Bier kommt hier in 620 ml Flaschen, von denen ich ein paar hatte.

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Mittwoch, 17. August 2005
Unbekanntes Bali
Hab mir gerade als einziger Zuschauer im Gazebo Beach Cinema Mean Girls angesehen. Ansonsten war ich heute mittag auf der Golf Driving Range um meine neu erworbenen Fertigkeiten zu trainieren. Nach 100 Baellen machte sich aber das Rueckenproblem von vorgestern bemnerkbar und ich goennte mir noch eine Massage am Strand. Man klingt das alles dekadent. Aber dekadent ist es wohl, wenn man hier auf Bali nicht die Moeglichkeiten nutzt. Wie auch immer.

Ueber die gestrige Inselrundfahrt koennte ich alleine seitenweise schreiben. War nicht ganz so toll. Das beste war das Puri Lukisan Museum in Ubud. Die restlichen Dramen will hier jetzt nicht ausfuehren. Nur so viel: ich haette besser auf Kawi gehoert, den Fremdenfuehrer, denn ich vorgestern abend in der Strasse traf und der mir in der Art Andi Marx' (auf Deutsch) versicherte: "Oh, mit den anderen machst du immer die gleiche Verkaufstour. Wie langweilig. Ich biete eine Spzialrundfahrt: Unbekanntes Bali!..."

Gut, die Tour wars eben nicht. Aber den Museumsbesuch hab ich mir erfolgreich erstritten! (Und ich wuesste wirklich gerne mehr ueber Walter Spies, ein deutscher Kuenstler, der 1929 nach Bali kam. Die Kurzbio im Ausstellungskatalog war jedenfalls sehr spannend. (Kommunist, schwul, Maler, Musiker, lebte in Russland, Deutschland, Bali, und traegt meinen Nachnamen...)

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Montag, 15. August 2005
Rituale
Am 14.8. abends.

Das Abendessen im gazebo Beach Hotel war an den beiden ersten Abenden so hervorragend, dass ich auch heute hier esse, obwohl ich inzwischen zur Vila Shanti umgezogen bin. Es scheint eines jener Rituale zu sein, die ich einrichte, wenn ich an einem neuen Ort fuer einige Zeit bin.
Die Raeume im Shanti sind morderner, zugegebenermassen auch schoener, zumindest als mein olles im Gazebo, und vor allem einiges billiger. Aber das Gazebo Beach ist sympathischer freundlicher entspannter.
Nach grilled Chicken und Satay ist heute abend Seafood dran. Ich fange mal mit Thunfisch an, da kann man am wenigsten falsch machen.

Ich glaube, ich habe hier noch nicht erwaehnt, dass ich Paul Austers Book of Illusions am lesen bin. Gestern wollte ich frueh zu Bett, habe 1 2 Seiten darin gelesen und dann 12 Notizbuchseiten mit Anmerkungen fuer meine Arbeit zur digitalen Anthropologie gefuellt. Vielleicht sollte ich mal ein halbes Jahr auf Bali verbringen...

Heute mittag war ich auf den beiden kleinen Maerkten, die vom Strand abgehen. ich habe 2 Sarongs gekauft. Es hat eine Stunde gedauert, bis ich den Laden der Frau von vorgestern wiedergefunden habe. Am Ende kannten mich schliesslich alle Marktfrauen, die allenthalben darueber klagten, dass das geschaeft schlecht laeuft in diesem Jahr. Normalerweise finge die Saison im Juli an, aber dieses Jahr blieben die Besucher aus.
Es stimmt. Am Strand sind immer Liegestuehle zu haben, keines der Hotels in Sanur ist ausgebucht und die Restaurants sind leer am Abend. Auf meine Frage, wie sie sich die Zuruekchaltung er Touristen erklaere, antwortet eine zahnlose Alte: "Because of the Bomb."

Der Thunfisch. Serviert mit Kartoffeln und Reis und einer Schale mit zwei Sossen (irgendwas mit Erdnuss und irgendwas mit Knoblauch und Paprika), die dem Essen eine angenehme Schaerfe geben. Der Thunfisch selbst war perfekt medium gegrillt. Das ganze wurde mit Salatgarnitur auf einem Teller mit geschnittenen Palmblaettern serviert. Es gibt nichts absoult nichts auszusetzen und wenn eine Kueche einen orden verdient, weil sie mich bereits 3 Abende hintereinander kulinarisch vollkommen zufriedenstellt, dann die des Gazebo Beach Restaurants.

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Samstag, 13. August 2005
5 Haikus
Tokio

Shinjukus Kanji
meer leuchtend gezeichnet in
deiner Pupille.


Trauer

Die Blumen sind frisch
ans Grab gestellt der dem du
gedenkst sieht sie nicht.


Taipei

Geruch und Bilder
flut treiben Schritt fuer Schritt dich
tiefer in den Wahn.


Sanur

Der Wind weht dir Salz
in die Augen am Strand die
Fahnen biegen sich.


Trost

In der Dunkelheit
sieht man Einsamer deine
Traenen nicht schlaf nun.

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Donnerstag, 11. August 2005
Nacht
Gegen halb elf abends. Bei chinesischer Schmalzmusik sitze ich im Free Go Express Bus vom Flughafen nach Taipei. Der gleiche Platz wie gestern. Nur dass da R noch neben mir sass. Jetzt sitzt sie oben in der Abflughalle des Terminal 1 und wartet auf den Flug nach Frankfurt. Etwa zur gleichen Zeit, wie ich morgen am fruehen Nachmittag in Denpasar lande, wird sie in Frankfurt ankommen. Dort ist es dann 7 Uhr morgens. [...]

Heute am fruehen Abend, als wir von der sehr spannenden Stadtrundfahrt zurueckkamen, standen die schmuddeligen Hochhaeuser und Plattenbauten Taipeis unter einem schmutzigschoenen Sojamilchhimmel. Jetzt liegt ein faszinierendes elektrisches Lichtermeer unter der spitzen Sichel des Mondes. Alles wirkt so schnell vertraut. Nach Tokio habe ich Heimweh. Woran wird man den richtigen Ort erkennen? Kann es ihn geben fuer Raumagenten? Oder fuehlen Sie sich am wohlsten an Nichtorten wie Flughaefen & Internetcafes?

"Ich moechte in eine utopische Abendsonne blinzeln." Oder so.

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Randnotizen
Japaner und Chinesen verstehen des anderen gesprochene Sprache nicht. Aber wenn sie sich verstaendigen wollen schreiben sie Kanji. Das erkennen beide. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Altes chinesisches Sprichwort.
*
Taipei hat 2,7 Millionen Einwohner. Es gibt 1 Million Motorroller. Auf den Export der Kymco Scooter in alle Welt sind sie besonders stolz.
*
4 ist eine Unglueckszahl. 8 bringt Glueck und Wohlstand.
*
gw ist noch nicht online. was ist da los?

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Taipei
Das erste was einen verbluefft sind die unglaublich bequemen Busse vom Flughafen in die Stadt. So ne Art Dynasty Class fuer Busse. Das zweite ist der Geruch in dieser Stadt: ueberall riecht es nach exotischem Essen, nach den Abgasen der siebenmillionen Vespas und Taxis.

Fotos online stellen klappt leider nicht so richtig, da hier, genauso wie in Japan, saemtliche Software in Kanji ist und ein runterrechnen der Bilder zu einem unvorhersehbaren Experiment werden laesst. Gleich gehts auf ne Stadtrundfahrt, u.a. zum Taipei 101 World Trade Center, dem hoechsten Gebaeude der Welt.

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Freitag, 5. August 2005
Tokio
Japanisches Fruehstueck besteht aus zweierlei Art Fisch, Reis, fast rohem Spinat, Misosuppe mit Tofuwuerfeln und einem unidentifizierbaren, aber nicht unleckeren, Pilzmix (?). Das Ryokan, in dem wir in Tokio wohnen, liegt in Ueno, dem alten Tokio und die kleinen Strassen hier bergen allerlei Ueberraschungen und Fotomotive. Die traditionelle Pension selbst waere eine lange Beschreibung wert, ebenso wie das unertraeglich schwuele Klima, die ewig lange Anreise ueber Taiwan, die Electric Town Akihabara, die viel zu kalten Innenraeume, die Stadtviertel Shinjuku, Ginza, Shibuya, dem Roppongi Hills Mori Tower mit dem Mori Art Museum und vieles andere mehr, aber gleich gehts zum NTT Inter Communication Center, einem Medienkunstzentrum und heute abend weiter nach Kyoto, Osaka, Kobe, Nara. Deshalb schnell noch Gruesse an alle Blogleser und P viel Glueck in der neuen Wohnung in London und C alles gute zum Geburtstag nachtraeglich. Sayonara! (ps: hier ist es natuerlich nicht mitten in der nacht, sondern viertel vor elf am morgen...)

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Montag, 9. Mai 2005
Lounge Lizard
Viel zu früh, anderthalbstunden vor Abflug, sitze ich am Gate 08 im Terminal 2 des Frankfurter Flughafens und starre durchs Panoramafenster der Lounge in einen gelben Himmel, an dem jede Minute ein Flugzeug wie plötzlich erscheint, und bevor es rechts von mir knapp über der Rollbahn wieder aus dem Bild verschwindet, lese ich die Aufschriften: Lufthansa Cargo Lufthansa Lufthansa Air Canada Lufthansa...

Mit jeder Maschine wird der Himmel ein wenig heller und ich ärgere mich, dass ich nun doch meine Kamera vergessen habe, wußte ich doch im vorhinein, dass es keine gute Idee ist, die Ladestation neben dem Bett zu haben, ich würde sie sicher vergessen - gerade kommt eine fette Thai Maschine und der Himmel erinnert mich an den Abend auf dem kleinen brandenburgischen Flugplatz, wiehießderdennnochmal: Hardenberg? odersoähnlich, kurz bevor wir die Perser sahen, volksbühneninszeniert und vom vorangegangenen Gewitter geadelt.

London also wieder mal. Werde heute abend hoffentlich P treffen, ist eine Weile her, dass ich dort war, P ist umgezogen, das letzte Mal, als ich bei ihr war, war auf dem Rückweg von Dublin, sie wohnte in der Nähe des Karl-Marx Friedhofes und wir liefen viel umher, tagsüber abends, einen Tag hatten wir einen Mietwagen und fuhren an die südenglische Küste, danach war ich nur noch geschäftlich in London, wenige Stunden immer nur, in Hammersmith, da machte es keinen Sinn sich zu treffen.

Langsam kommen weitere Passagiere in die Lounge, es ist immer noch eine Stunde bis Abflug, der Himmel ist immer noch gelb aber nicht mehr so überzeugend, die Flugzeuge kommen immer noch fast minütlich herein und auf dem Monitor vor mir läuft zur Abwechslung Werbung. Eigentlich ist es gut, dass ich so früh da bin, das Taxi mich so zügig direkt vorm BA Schalter rausliess, die freundliche BA Frau mich in nullkommanix durch den Self Check-In lotste, dass ich kein Gepäck aufzugeben habe, nicht für eine Übernachtung, da reicht der orangene adidas Rucksack, und ich ohne Warten und Probleme die beiden Durchleuchtungen passierte, dass ich schließlich viel zu früh in dieser Lounge saß und den hereinkommenden Flugzeugen zu sah. Ich mag die umtriebige Ruhe früh morgens an Flughäfen und natürlich den Himmel, diesen Wahnsinns-Himmel, der immer über uns ist, egal wo wir sind, dieser Himmel kostet mich irgendwann noch einmal den Verstand.



(Da ich meine Minolta vergessen habe, gibts hier erstmals Handyfotos. Sind aber gar nicht so schlecht in der Größe...)

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