Samstag, 18. Dezember 2004
Dans le port d'Amsterdam...
Um 10 vor 7 verlasse ich das Haus. Ich laufe die Rotlint hinunter zur Tram, sehe, dass die nächste erst in 10 Minuten wieder fährt, dann laufe ich die Rohrbach hinunter zur Friedberger. Ich laufe, nicht weil ich fürchte Tram oder Bus zu verpassen, Zeit habe ich genug. Ich laufe, weil mir nach Laufen zumute ist.

Um halb bin ich am Flughafen. In Frankfurt geht alles schneller als in Berlin. Ich nehme mir vor, einen ruhigen Tag zu haben. Ich gehe gemütlich. Ich schlafe im Flugzeug. In Schiphol lasse ich mir Zeit. Ich schlendere durch die Reisenden hindurch und betrachte das verspielte holländische Interior Design. Auch die anderen Reisenden hetzen nicht. Es ist Samstag. Ich kaufe mir eine Rückfahrkarte für den Zug und an der Central Station einen Tagespass für Tram und Ubahn. Dann lasse ich mich treiben. Ich steige in die erstbeste Tram und sie fährt mich am Grand Hotel Krasnapolski vorbei, wo ich noch vor wenigen Wochen war.
Ich fahre 2 Stationen weiter, zum Rembrandtsplein und steige dort aus, weil ich finde, dass es gut klingt.

Dann laufe ich in Richtung Schiffahrtsmuseum, möglichst am Wasser entlang. Ich merke, wie recht R damit hat, dass einer Stadt ohne Wasser etwas entscheidendes fehlt. Vieles hier erinnert mich an Kopenhagen, wenn auch verspielter, detailverliebter. Dann glaube ich eine Stelle wiederzuerkennen, wo ich vor etwa 12 13 Jahren einmal war, mit F, B und S. Hinter dem rathaus/Musiektheater komme ich an einem typischen Amsterdamer Flohmarkt vorbei. Es gibt Rauchutensilien, Sex-DVDs und T-Shirts mit Tipps: "How to escape from the police".
Am Hafen laufe ich an den Schiffen entlang, dann die flachen Stufen aufs NEMO hinauf. Später setzte ich mit ins Café des Technik- und Wissenschaftsmuseums. Ein Hot Dog. Ein Wasser. Ich bin unentschlossen, ob ich hineingehen soll. Ich nehme erst einmal mein neues MUJI Heft hervor und beginne zu schreiben: Amsterdam, Samstag, der 18.12...



Später, nach einem Besuch im Rijksmuseum und einer wunderbaren ersten Begegnung mit Rembrandt, hatte ich die seltene Gelegenheit ein UFO vor die Linse zu kriegen, wie das Foto rechts eindrucksvoll beweist. Ich schwöre: es ist <nicht> der Mond und in echt war dort gar nichts zu sehn. Vielleicht ist es ein göttlicher Fingerzeig?

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Montag, 1. November 2004
Amsterdam
Die jungen Leute, die in das Flugzeug nach Amsterdam steigen, sind sofort als Holländer zu erkennen. Nicht nur am betont lässigen, modischen aber immer etwas schlampigen Outfit. Vor allem ist es die Pose. Holländer, besonders die jungen Männer, tun gerne das was sie tun mit einem Gesicht, das größte momentane Anspannung ausdrückt und einer Körperhaltung, die sich nur dadurch erklären lässt, dass sie von Kindheit an gelernt haben auf schwankenden Schiffen und bekifft am festland, jederzeit einen festen Stand einzunehmen. Während die naturgemäß hübsche Stewardess den "Flücht nach Amsterdam" ankündigt, beginnt einer der blonden Jungs den Fänger im Roggen zu lesen. Berlin - Amsterdam? Ein Klassiker. Jetzt schon.
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Im Morgenrot über den Wolken zu sein ist großartig und läßt mich immer wünschen, Pilot zu sein. Das Licht läßt die Wolken zu einer roten Wüste werden, deren Schönheit unwirklich und nicht mit Worten zu fassen ist.

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Unwirklich ist das Stichwort. Die sozialistisch aussehenden Plattenbauten am Stadtrand. Die schwarz weiss schwarz gestreiften Zebrabeine an den Kreuzungen. Die Grachten. Ich frage mich, ob der Taxifahrer extra die verschlungenen Wege am Wasser langfährt, oder ob es hier überall so aussieht...

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Dienstag, 2. März 2004
Cobenhavn
Die Fahrt beginnt mit winterlich bizarrer Waldlandschaft, die vor dem ersten Sonnenlicht zurückweicht. Später das Gekräusel des Schaums auf dem Wasser der Ostsee. Es ist kalt. An Bord die obligatorischen Rocker auf dem Weg nach Dänemark. Kurvendiskussion und Infinitesimalrechnung.



Dann nochmals 2 Stunden über Land, bis die ersten Häuser Kopenhagens auftauchen. Wie im letzten Jahr, als wir von Westen in die Stadt kamen, erinnern sie mich an Sowietbadeorte, am schwarzen Meer vielleicht, glamouröse Ferienplatte. 70er Jahre. Kopenhagen begrüßt uns doppelgesichtig. Als wir in die S-Bahn steigen scheint noch die Sonne, als wir in Nordhavn aussteigen schneit es. Die Wohnung ganz Scandinavian Interior Design: Weisse tapetenlose Wände, helles Holz, weisse Ikeamöbel. Warten. Geister. Cuba Libre. Gegen Mitternacht kommen die Gäste. Leben und Feiern in der Auberge Espanol. Namen wie Stationen einer langen Reise: Mayte Lej Noah Morgane. Fast das gesamte alte Europa war versammelt. Dänemark Deutschland Österreich Island Irland England Spanien Italien Frankreich Portugal. Die Spanier waren zahlenmäßig weit überlegen. Die Musik hingegen war vornehmlich deutsch. Elektronika. Techno. Mein persönlicher Grand Prix Sieger kam denn aber aus England: Matthew Herbert's Hoping geht mir bis jetzt nicht aus dem Kopf. So spät die Gäste gekommen waren, solange hielt die Party an. Die Beats machten weiter, die Leute machten weiter. morgens um 6, um 8, um 10. P, der Engländer und R, ein Däne, saßen um eins immer noch da und redeten ohne Unterbrechung. Dann ein Spaziergang zum Industriehafen. Wind Sonne Kälte Klarheit.
Am nächsten Morgen fahre ich mit dem Bus zur IT Uni. Ich gebe meine Unterlagen ab, unterhalte mich kurz und entdecke auf dem Rückweg eine Kneipe in der Norrebrogade, in der ich im Sommer mit Rike saß. Ich lauf ein Stück, bis ich wieder in der Wohnung bin. Gegenüber wieder Puppenhaus: eine perfekte dänische Familie sitzt im Ikeaschaufenster beim Mittagessen. Ein weisshaariger Architektentyp am Schreibtisch. Vor der Abfahrt gibts coloured beans, spanisch, mit Wurst & Fleisch. Dann gehts zum Bahnhof. Die Busfahrer sind zu zweit und kommen von "Micky Tours" und weigern sich, auch nur ein englisches Wort zu. verstehen. "Nein, nicht Belgien. Berlin, steht doch dran, da, da vorne, Berlin!" Willkommen zu Hause. Hej hej Cobenhavn.

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