Dienstag, 17. Februar 2004
Der einfache Mann
Heute morgen ein Anruf meiner Mutter & ich fühl mich sofort immer ein wenig wie Herr Lehmann. Klagen über die Regierung. Wo das bloß hinführt mit diesem Land. Der einfache Mann...
Ich erwidere nur, dass wir immer noch im drittreichsten Land der Welt leben und versuche ihn mir vorzustellen, den einfachen Mann, aber die Sozialromantikbrille passt mir seit einigen Jahren nicht mehr und so gerät das Bild immer zu einer Fratze, die Ausländer kloppt und über die da oben schimpft. Und was die Sozen und die Grünliberalen an der Regierung machen würden, hat man auch vorher gewusst, spätestens aber nach den Lügen der Kriegsführertroika Schröder Scharping Fischer hätte mans wissen können, aber das wollte ja vor 5 Jahren keiner hören. Also bitte.

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Sonntag, 15. Februar 2004
Arbeit für alle
Deutschlandfunk weckt mich mit einer präzisen Analyse der verfehlten Arbeitsmarkt Strukturreform, die einerseits der überkommenen Vorstellung erliegt, durch genügendes immer anhaltendes wirtschaftliches Wachstum könne es Vollzeit-Arbeit für alle geben, der andererseits das Leitbild des von der Wirtschaft geforderten "flexiblen Arbeitskraftunternehmers" unterliegt, das einen enormen Druck auf die Arbeitenden erzeugt. (Das Bild vom nur noch auf seine Arbeit hin vernetzten Selbständigen, das in diesem Zusammenhang gezeichnet wird, ist mir und vielen Ex-Pixeln nur zu gut bekannt.) Beide Hebelpunkte verfehlen aber das eigentliche Problem, dass es nämlich nicht mehr Vollzeitbeschäftigung für alle geben wird, eine Tatsache, die im Grunde eine Vielzahl positiver Möglichkeiten birgt, wie Buckminster Fuller (und damit hab ich den Bogen zu meinen Zitaten) schon vor gut 30 Jahren in seiner Bedienungsanleitung für das Raumschiff Erde festgestellt hat:

"[...] Wenn wir die Industrialisierung studieren, sehen wir, daß wir keine Massenproduktion ohne massenkonsumption haben können. Sie wurde evolutionär bewirkt durch die großen sozialen Arbeitskämpfe um höhere Löhne, gerechtere Verteilung des Wohlstands und Verhinderung der Arbeitsplatzreduzierung. Die Arbeiterbewegung ermöglichte die Massenkaufkraft und damit die Massenproduktion; und daraus ergaben sich wiederum niedrige Preise für wesentlich verbesserte Produkte und Dienstleistungen. Alles zusammen begründete einen ganz neuen und höheren Lebensstandard der Menschheit.
Alle Gehaltsempfänger in unserer Arbeitwswelt einschließlich der Lehrer und Professoren haben jetzt - ob es ihnen bewußt ist oder nicht - Angst, daß die Automation ihnen ihre Arbeitsplätze wegnimmt.
[...]
Wenn wir aus der fabelhaften Fülle realen Reichtums, der nur darauf wartet, von Menschen intelligent eingesetzt zu werden, Gewinn ziehen wollen und wenn wir den Aufschub der Automation durch die Gewerkschaften durchbrechen wollen, müssen wir jedem Menschen, der arbeitslos ist oder wird, ein lebenslanges Stipendium für Forschung und Entwicklung oder auch nur für einfaches Denken geben. der Mensch muß es wagen können, die Wahrheit zu denken und entsprechend zu handeln, ohne fürchten zu müssen, seine Lebenskonzession zu verlieren. Die Ausübung der Geistesmitgliedschaft wird es den Menschen erlauben, ihre wissenschaftliche Forschung und experimentelle Entwicklung von Prototypen komprehensiv auszuweiten und zu beschleunigen."

In der Einschätzung des historischen Verlaufs dieser Entwicklung irrt Bucky denn aber doch ein wenig:

"Historisch gesehen: Diese Schritte werden innerhalb der nächsten zehn Jahre unternommen werden. Darüber gibt es keinen Zweifel. Aber dies geschieht nicht ohne viele soziale Krisen und ohne konsequente pädagogische Erfahrung und nicht ohne Entdeckung der Natur unseres unbegrenzten Reichtums."

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Sonntag, 8. Februar 2004
Widerstand
...ist zweckfrei. O(h)m. Der Chor singt.



ABGESANG AUF DEN WIDERSTAND

DER WIDERSTAND WURDE AUFGEGEBEN.
ÜBER EINEN ENTWURF KAM ER NIE HINAUS.
WIR BEDAUERN DIES SEHR.
WIR BEDAUERN DIES SEHR.

DER WIDERSTAND WURDE EINGESTELLT.
JETZT FLIESST WAS STARK IST UNBESCHRÄNKT.
WIR BEDAUERN DIES SEHR.
WIR BEDAUERN DIES SEHR.

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Dienstag, 3. Februar 2004
Kunststücke
Vom gestrigen Transmediale-Besuch waren die Studenten ja nicht so ganz überzeugt, allerdings wärs wohl besser gewesen wir hätten die Einführung in Medienkunst und Interaktion in der Woche vor der Transmediale gemacht, dann wäre der Zugang einfacher gewesen. Die Diskussion über Kunst heute war jedenfalls richtig gut. Ich ließ sie "Lieblings"-Kunstwerke vorstellen und erzählen, warum ihnen das gefiel und warum es aus ihrer Sicht Kunst war. Vorgestellt wurden: Van Gogh, Rothko, Sagrada Familia, Der Pate, die Ponte Vecchio in Florenz... (Widerspruch gab es bei Dürrenmatts Physiker) :-)
Am Ende hatten wir einen kleinen Kriterienkatalog am Flipchart, der zum weiterdiskutieren anregte...

| Wirkung | Geschichte | Verständnis | (nachhaltige) Beeinflußung | Anregung | Schaffen, Schöpfung | Intention | Referenz | Vielschichtigkeit, Komplexität | Einfachheit, Reduktion | Unterhaltung, Zerstreuung | Andersartigkeit | Handwerk | Material(ität) | Kontext |

Einiges hab ich bestimmt vergessen, aber Schönheit war jedenfalls nicht dabei. Zur Transmediale hab ichs danach dann leider nicht mehr geschafft. Wollte mir doch gerne die Lecture zu Interactive Music for People with Disabilities anhören, aber im Web gibts sicher auch ein Paar Infos. Jetzt muss ich aber wieder los in den Prenzlberg, zum Brainstorming mit S.

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Donnerstag, 29. Januar 2004
Wegweiser
Bei der Suche nach einer E-Mailadresse in einem alten Skizzenbuch bin ich gerade auf ein kurzes Gedicht vom Frühsommer letzten Jahres gestossen:

Ein Weg.
Der falsche? Vielleicht.
Aber er führt
irgendwohin.


Manchmal muss man einen Weg erst ein Stück weit laufen um zu erkennen, ob er der richtige ist. Umkehren kommt billiger als Stehenbleiben.

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Donnerstag, 22. Januar 2004
Immer Blogger bleiben...
Die alltägliche Beschäftigung mit einer "Sache" (La chose, sagt der Franzos') zur Spruchreife zu bringen, kann 1 Herausforderung eines Weblogs sein.

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Freitag, 10. Oktober 2003
# Nahkampf
(Aus meinem Skizzenbuch.)

1) Je weiter wir in unseren alltäglichen Überlegungen zielen, desto mehr verlieren wir die Nähe aus den Augen.
2) Der "Nahkampf" aber bringt uns gelegentlich wieder zur Ruhe.
3) Die ausschließliche Beschäftigung mit Dingen, die unmittelbar "da" sind, gibt Geborgenheit.
4) Wenn es etwas wie ein telematisches Zeitalter gibt, dann ist es davon geprägt, dass Zeit|Raum Reisen zum allgemeinen Daseinszustand geworden sind.
5) Für den Reisenden wird Nähe (zeitlich räumlich körperlich geistig) zum eigentlich Ort der Erholung.

Ich setze mich hin, regungs- und gedankenlos und betrachte die Dinge um mich herum. Ich entdecke das Vertraute neu. Ich höre auf die Stille (die es seit 1 Woche nicht mehr gibt).

Der Unterschied zwischen der (o.g.) Nähe und den alltägl. Fernreisen ist vergleichbar dem zwischen Lyrik und Epik. (Im gem. Sinne des Epischen, nicht Prosa, die kann zuweilen der Lyrik näher stehen als der Epik)
Das gilt für die Produktion ebenso wie für die Rezeption.
Lyrik ist Annäherung. Zoom in. Gegenstände in die Hand zu nehmen, zu wenden, zu fühlen, von vorne und hinten zu betrachten. Auch Überraschung. Überraschung, die im Kleinen liegt. In der Durchbrechung eines allzugewohnten alltäglichen Musters.
Rein körperliche Defekte bringen uns oftmals dem Lyrischen näher. Krankenheiten, die das Bewußtsein anregen (wie Fieberzustände) schicken uns oftmals auf epische Reisen.

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Donnerstag, 2. Oktober 2003
# Wellenreiten
(Aus meinem Skizzenbuch)

Das tiefe Rauschen im Ohr nach einem Konzert.
Störsenderfrequenzen. Klangpartikel.

Woraus bestehen die Dinge?
Mein Interesse richtet sich auf 2 Achsen. (Eine Form der Dualität)

Der Fluß...
...und seine Unterbrechung.


Alle natürlichen Elemente beinhalten diese beiden Dispositive:
Wellen sind gebrochener Fluß...

BEWEGUNG
ZEIT | RAUM


Dinge in Schwingung versetzen. In Bewegung bringen. Denken anstoßen durch lineare Trigger oder Aufbrechen & sichtbar machen.

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