Sonntag, 13. Februar 2005
Wechselhaft
Das Wetter ändert sich heute alle zwei Stunden, als lebten wir am oft vermissten Meer. Als der Himmel gerade einmal sonnigblau ist laufen wir zum Günthersburgpark. Die Rumänen spielen heute Fussball, nicht Boule, wie sonst. Kurz bevor wir wieder zu Hause sind, beginnt es zu regnen. Eine halbe Stunde später schneit es. Der Himmel ist wieder grau. Ich sehe hinaus und in mein Teenagerzimmer hinein. Ich bin 12 Jahre alt und sitze an einem Commodore 116 Heimcomputer und schreibe kleine Programme, die geometrische Formen auf den Bildschrim bringen und die ich auf einem antrahzitfarbenen Kassetenrecorder speichere. Es ist gemütlich hier. Über der Heizung hängt ein blauer Skianzug zum trocknen und vor der Tür stehen Moonboots. Als ich aus der Erinnerung aufwache stehe ich immer noch am Küchenfenster. Es hat wieder aufgehört, zu schneien. Der Himmel dreht gerade wieder ins Blau.

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Samstag, 12. Februar 2005
With or Without me
EIn grauer Februarmorgen. Im Radio berichten sie von der Berlinale und geben mir das Gefühl am anderen Ende der Welt zu sein. Zum ersten Mal seit Jahren werde ich nicht in großer Vorfreude das Programm des Forums des internationalen Films durchstöbern und mir diesen oder jenen russischen thailändischen argentinischen Film ankreuzen, mich dann irgendwann eine gute Stunde in den Potsdamer Arkaden anstellen und dann müde und zufrieden - meist alleine - im Cinestar oder dem kleinen Arsenal oder - meist gegen Ende des Festivals - im Babylon in Mitte eintauchen in eine ferne oder gar nicht so ferne aber nicht weniger verführerische Welt.Ich packe Kisten aus. Die der Spedition Lange sind stabiler und schwerer als die von Synanon. Es wird noch eine Weile dauern, bis alle Kisten leer sind.

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Samstag, 5. Februar 2005
Wide awake
Als ich an meiner einstigen Tramstation stehe - Prenzlauer Allee/Danziger Straße, das Caf'e Na und... unten im Haus gibts immer noch, dort war immer einiges los, wenn ich nachts um drei mit dem Taxi zum ZDF in Tempelhof fuhr... ob die Wohnung inzwischen wieder vermietet ist? Vor einem Jahr war sies noch nicht, da stand sie schon 2 Jahre leer und vom Hof aus konnte ich sehen, dass die Tür zwischen Wohn- und Arbeitszimmer noch stand, wie ich sie verlassen hatte.... - als ich also da stehe, in der kalten sonnigen klaren Luft, merke ich dass es vor allem die WEITE ist, die ich an Berlin liebe und in Frankfurt vermisse, die großen offenen Straßen, die in den Horizont hineinlaufen, wobei die Masten der Tram rhythmische Muster ergeben.

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Freitag, 4. Februar 2005
Auto-Pilot
Mit einem enormen Maß an gleichgültiger Gelassenheit sitze ich nun im ICE nach Berlin. Gegen die Fahrtrichtung, so dass ich sehen kann, wie die Frankfurter Skyline kleiner wird und hinter grauen Industriegebäuden verschwindet auftaucht verschwindet. Es ist zwei Stunden später als geplant. Ich bin hundemüde. Daher die Gelassenheit. Der Aufpreis für die Umbuchung vom Supersparpreis auf Normal war fast so teuer wie der Supersparpreis für Hin-und zurück - aber was will man machen, wenn man verschläft. Dass ich verschlafen würde hätte mir allerdings in dem Moment schon klar sein müssen, als ich, recht gut bedient, um fünf zu Hause ankam, nach einer Nacht mit A, K, T und anfangs auch MO, und mich nur noch eine knappe stunde hinlegen wollte. Als ich wach wurde wars 7:37 und damit war mein Zug bereits auf dem Weg nach Fulda.

Wie gesagt, da kann man nix machen, also werd ich versuchen, jetzt wenigstens noch etwas zu schlafen, um ausgeruht und wieder nüchtern in Berlin zur Transmediale anzukommen. Und immerhin: es ist ein schöner Wintermorgen in Hessen, die Landschaft ist in Nebel getaucht, der teilweise so dicht ist, dass die Sonne mondgleich als Scheibe mit klaren Konturen sichtbar ist.

In Hildesheim wird's dann grau und kalt. Wie gewohnt. Ich lehne den Kopf an die Scheibe und sehe mein Gesicht in der vorbeiziehenden Landschaft. Ich höre Musik. I am Auto-Pilot, I am waiting to land. I am frozen in my smiles high up in the air.

Ich sehe wie Gleise zusammenlaufen und auseinander. Sie geben der gelben Landschaft einen gleichmäßigen Rhythmus. I will not come down this time.

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Donnerstag, 27. Januar 2005
I hate January
Es ist kalt heute. Ein kleiner Junge fährt mit seinem Kinderrad die schwarzen Pflastersteinkreise nach. Ich schaue in den Hof hinaus und spüre das Knirschen im Rücken. Auf dem Tisch Versatzstücke für die morgige Präsentation. Ich bin müde.

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Samstag, 22. Januar 2005
berlin mal wieder
berlin ist wie immer: punks in der ubahn & schneenässe & kohlengeruch an der eberswalder. nur dass es jetzt heißt übergang zur METRO tram. und der kaufhof am alex eine bauruine ist. bei s & b kommts dann knüppeldick aber ich schreib die zeilen noch schnell vorher, während wir die fetten jahr sind vorbei diskutieren, kontrovers dann gehts um lebensweise. denke mal das blättchenspiel ist heute auch noch dran. quatsch das blättchenspiel. das kollektiv wird aktiv. m kann nicht mehr stoppen ruft s in die runde. b nennt sich bh und offenart ihr teenagertrauma. ich geb den rasenden reporter.
kurz drauf ist der knüppel im sack und es geht um blitzeis und lang legen.

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Sonntag, 16. Januar 2005
Was wäre wenn
Wenn ich im Moment nicht so schreibfaul wäre würde ich berichten von:
- Henry Rollins' Spoken Word Auftritt in Frankfurt
- einem neuen Filmmärchen von Yimou Zhang; House of flying Daggers
- dem ein oder anderen unterhaltsamen Bar und Clubabend in den letzten Wochen
- und von der bevorstehenden Schließung des Media Lab Europe, woran sich die Überlegung anschließen würde, was wäre, wenn ich vor einem Jahr nach Dublin gegangen wäre...

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Heiße Milch
Heute also: Tag 365. Nicht der 18. Januar. Aber ein Sonntag wie vor einem Jahr. Heute sitze ich in Frankfurt in einem halbeingerichteten Wohnzimmer im Nordend. Es war ein schöner sonniger Tag und ich bin R losgegangen um die Kopfschmerzen loszuwerden, die Straße hoch und dann rechts zu den Schrebergärten und die dann immer entlang bis man oberhalb des Günthersburgparks wieder rauskommt. Dazwischen kleine Entdeckungen. Ein Abenteuerspielplatz, den ich erst für ne Wagenburg hielt. Die Hochhäuser im Hintergrund. Und Gartentore, mal seltsam massiv in die sonst freie Gegend gestellt, mal mit phalischen Zinnen. Im Günthersburgpark war richtig was los und am Kiosk gabs heiße Milch mit Honig. Die Boulespieler waren wieder da und zwei Jungs, die im T-Shirt Basketball spielten. Very british alles hier. Ich frage mich wo ich in einem weiteren Jahr sein werde.

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Dienstag, 11. Januar 2005
Morgenstund hat Gold...
Ich habe schlecht geschlafen. Trotz oder wegen des offenen Fensters. Nachts um vier werde ich wach und höre ein menschliches Geräusch, das ich zunächst nicht identifizieren, dann aber als ausgeprägten stimmlichen Ausdruck weiblicher Lust ausmache. Kein Stöhnen. Kein Schreien. Ein nie gehörter Laut der völligen Verwunderung, der sich schließlich in einem Laut des Wohlbefindens auflöst. Am morgen danach jedenfalls gibts Goldrand, wie der Blick aus dem Wohnzimmerfenster zeigt.

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Montag, 10. Januar 2005
Bei Anruf Blog
Gerade rief mich Birgit an. Auf dem Handy. Birgit war auf der Suche nach der verlorenen Kindheit in Form des wunderbaren La Planet Sauvage und ist beim Googlen bei mir gelandet. Da ich des öfteren mal danach gefragt werde, wo man diesen Film bekommt, will ich die Gelegenheit nutzen und ein wenig Werbung für meine Lieblingsvideothek in Berlin machen:

Das Videodrom versendet und verleiht und hat so ziemlich alles, was das Cineasten Herz begehrt. So, Birgit, wo auch immer du steckst: hoffe, geholfen zu haben.

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