Sonntag, 10. Dezember 2006
Warten
Ich habe mich auf langes Warten eingestellt. Langsam schaue ich um mich, Minuten lang verweile ich in einer Haltung ohne die geringste Bewegung. Mit jedem Songwechsel ändere ich den Blick. Ich schaue mir die Karte an, meine Apfelschorle ist erst halb leer und schon abgestanden. Ich habe mich auf langes Warten eingestellt. Ich könnte eine Schokolade Kuba bestellen. Ein Marzipancroissant. Zigaretten. Oder doch noch eine Weile der Fliege zu schauen, die sich gerade auf der Lehne meines grünen Sessels nieder gelassen hat. Die ZIgaretten zuerst. Ich sollte mir meine Zeit einteilen. Ich habe mich auf langes warten eingestellt. Auf Stunden, auf Tage. Auf Wochen vielleicht Monate. Darauf, dass ich die Stücke nach einer Weile wieder erkenne, ihre wundersamen Harmonien, die so dahinplätschern und mich einbalsamieren so dass ich es vermag, regungslos da zu sitzen, Sekunden lang, Minuten, Stunden vielleicht Tage. Ich warte bis ich vergessen haben werde, worauf. Und dann kommt es doch, letzte Worte, zerhackt, unverständlich aus der Ferne, minutenlanges Schweigen. Kann es sein? Warte mal ganz kurz. Ich warte. Ganz kurz. Dann nicht mehr. Zwölf Minuten Stille sind ein langes Ende. Es ist Schlag zwölf mittags. An einem Sonntag im Dezember. Ich habe hier nichts mehr verloren.

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