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Samstag, 26. August 2006
schmidttag
nachdem der sommer gestern nachmittag ein letztes mal aufblitzte und uns über den umweg eines frühen sonnenbeschienenen feierabendbiers noch einen abschiedskater verschaffte sitze ich am morgen im ice nach stuttgart und durchfahre eine grau verhangene grüngelbe felderlandschaft. das ziel: marbach. bis sonntag wird dort im kürzlich eröffneten literaturmuseum noch arno schmidt - allerdings! gezeigt.
als ich in zuffenhausen aus dem fenster der sbahn schaue, regnet es in strömen. eine bahn huscht vorbei. ich lese ein wenig in einem bändchen über schmidt. der autor stellt einen vergleich mit dürrenmatts porträt eines planeten an. aber meine gedanken schweifen ab. zwischendurch kommen sms. dann wieder öffne ich das kleine powerbook und mache einige notizen zur ausstellung. ich bin müde und es ist zu warm fürs wetter. schmuddelwetter.
die schmidt ausstellung ist sehr gut gemacht, schwäbisch modern, linear aufgebaut, mit einer hervorragenden typoanimation zu beginn, die den besucher einstimmt auf seine wortakrobatik, 10 stationen gibt es insgesamt, darunter ein dunkler raum mit leuchtkästen in denen quadratische naturfotografien von schmidt zu sehen sind, ein roter samtzylinder, in den man den kopf hineinsteckt um erotische textpassagen gelesen zu hören und ein raum mit allen erhaltenen zettelkästen schmidts. und während man sich schritt für schritt in der chronologie voranarbeitet, sammelt man an jeder station ein kleines heft und hält schließlich am ende ein nettes begleitbändchen mit texten von und über schmidt in der hand. (einen katalog, der auch etliche der exponate abbildet, gibt es zudem). ein biographisches detail war mir völlig neu, das ich sehr interessant fand: schmidt hatte 1955 eine professur in ulm angeboten bekommen. leider stand dort nicht wofür. etwa textgestaltung? man stelle sich vor, schmidt hätte eine akademische laufbahn gewählt... - bei seiner späteren menschenphobie allerdings undenkbar.
das limo gebe ich mir dann natürlich auch noch, nexus, fluxus, stilus heißen die museumsbereiche bedeutungsschwanger, bleibe ein wenig bei handke hängen und bei blumenberg (arbeit am mythos) und celan & bachmann, schlage mich mit dem hitechgerät rum, dass einem kiloschwer um den hals hängt und einen durch die ausstellung begleitet, kaufe mir schließlich auch den katalog noch und mache mich auf den fussweg in den ort.
im gasthaus glocke sitzend hör ich erst die glocken "kein schöner land" spielend und dann die alte schwäbin am nachbartisch im unsäglichen dialekt schimpfen: "moch doi scheiss alloin" oder so. ich bestell den schwäbischen sauerbraten mit spätzle, empfehlung vom wirt und während ich warte schreibe ich einige gedanken nieder, eine notiz zu handkes briefbuch, das mich an 50 tage erinnert und daran, dass ich mir die restlichen briefe nun mal geben lassen und doch noch damit arbeiten sollte.
später, nicht ohne auf dem weg zum bahnhof an schillers geburtshaus vorbeigekommen zu sein (das erklärt natürlich einiges, dass schiller hier herkommt, ich bin ja mehr der goethianer) sitze ich in der sbahn nach stuttgart und höre eine minidisk, von der ich gar nicht mehr weiß, was drauf ist, bis dieser song kommt, last time von brutus bit me und er ist so verdammt gut und ich hoffe, dass sie ihn inzwischen wieder singt und aufgehört hat, ihre vergangenheit zu boykottieren. im anschluss kommt dann natürlich noch autopilot und während ich langsam einnicke sehe ich im augenwinkel, dass sich der himmel klärt, zumindest bis ich in stuttgart bin, da hängt er dann wieder schwarzblau über dem bahnhof, ich muss ne stunde warten, weil ich den letzten gerade verpasst hab, also lese ich berliner zeitung und konkret und beobachte schmidtisch-scharf, dass es eine menge schöner frauen gibt in stuttgart, die allerdings alle fürchterlich sprechen.
und damit hab ich mein schweigen gebrochen.
als ich in zuffenhausen aus dem fenster der sbahn schaue, regnet es in strömen. eine bahn huscht vorbei. ich lese ein wenig in einem bändchen über schmidt. der autor stellt einen vergleich mit dürrenmatts porträt eines planeten an. aber meine gedanken schweifen ab. zwischendurch kommen sms. dann wieder öffne ich das kleine powerbook und mache einige notizen zur ausstellung. ich bin müde und es ist zu warm fürs wetter. schmuddelwetter.
die schmidt ausstellung ist sehr gut gemacht, schwäbisch modern, linear aufgebaut, mit einer hervorragenden typoanimation zu beginn, die den besucher einstimmt auf seine wortakrobatik, 10 stationen gibt es insgesamt, darunter ein dunkler raum mit leuchtkästen in denen quadratische naturfotografien von schmidt zu sehen sind, ein roter samtzylinder, in den man den kopf hineinsteckt um erotische textpassagen gelesen zu hören und ein raum mit allen erhaltenen zettelkästen schmidts. und während man sich schritt für schritt in der chronologie voranarbeitet, sammelt man an jeder station ein kleines heft und hält schließlich am ende ein nettes begleitbändchen mit texten von und über schmidt in der hand. (einen katalog, der auch etliche der exponate abbildet, gibt es zudem). ein biographisches detail war mir völlig neu, das ich sehr interessant fand: schmidt hatte 1955 eine professur in ulm angeboten bekommen. leider stand dort nicht wofür. etwa textgestaltung? man stelle sich vor, schmidt hätte eine akademische laufbahn gewählt... - bei seiner späteren menschenphobie allerdings undenkbar.
das limo gebe ich mir dann natürlich auch noch, nexus, fluxus, stilus heißen die museumsbereiche bedeutungsschwanger, bleibe ein wenig bei handke hängen und bei blumenberg (arbeit am mythos) und celan & bachmann, schlage mich mit dem hitechgerät rum, dass einem kiloschwer um den hals hängt und einen durch die ausstellung begleitet, kaufe mir schließlich auch den katalog noch und mache mich auf den fussweg in den ort.
im gasthaus glocke sitzend hör ich erst die glocken "kein schöner land" spielend und dann die alte schwäbin am nachbartisch im unsäglichen dialekt schimpfen: "moch doi scheiss alloin" oder so. ich bestell den schwäbischen sauerbraten mit spätzle, empfehlung vom wirt und während ich warte schreibe ich einige gedanken nieder, eine notiz zu handkes briefbuch, das mich an 50 tage erinnert und daran, dass ich mir die restlichen briefe nun mal geben lassen und doch noch damit arbeiten sollte.
später, nicht ohne auf dem weg zum bahnhof an schillers geburtshaus vorbeigekommen zu sein (das erklärt natürlich einiges, dass schiller hier herkommt, ich bin ja mehr der goethianer) sitze ich in der sbahn nach stuttgart und höre eine minidisk, von der ich gar nicht mehr weiß, was drauf ist, bis dieser song kommt, last time von brutus bit me und er ist so verdammt gut und ich hoffe, dass sie ihn inzwischen wieder singt und aufgehört hat, ihre vergangenheit zu boykottieren. im anschluss kommt dann natürlich noch autopilot und während ich langsam einnicke sehe ich im augenwinkel, dass sich der himmel klärt, zumindest bis ich in stuttgart bin, da hängt er dann wieder schwarzblau über dem bahnhof, ich muss ne stunde warten, weil ich den letzten gerade verpasst hab, also lese ich berliner zeitung und konkret und beobachte schmidtisch-scharf, dass es eine menge schöner frauen gibt in stuttgart, die allerdings alle fürchterlich sprechen.
und damit hab ich mein schweigen gebrochen.
Von marcosz, 00:02 Uhr
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Mittwoch, 2. August 2006
The coast is always changing
Wind und Wolken. Einstimmen auf Südengland. Wir schauen aufs Meer. Die Küste bleibt keine zwei Momente gleich. Ich habe meine Kamera mitgebracht, um festzuhalten, wie sie sich ständig verändert. Mein Puls schlägt höher, während ich aufs Meer schaue. Und obwohl es mich traurig macht, das zu sagen, ich warte immer noch auf jenen Tag...
We look out upon the sea.
We look out upon the sea.
Von marcosz, 16:17 Uhr
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Dienstag, 1. August 2006
sabi
jetzt wo ich nicht mehr (hier oder dort) bin, werde ich sein. die zeit ist material. die zeit fördert das wesen der dinge zutage. die japaner nennen diese spuren des alterns und des wachstums sabi.


Von marcosz, 02:09 Uhr
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Freitag, 21. Juli 2006
keines mehr
draussen wars zu heiss für regen. die wolken verzogen ihr gesicht. es donnergrollte. ich fahre weder taxi noch vgf bus. ich fahr so schnell ich kann mit dem fahrrad nach hause und als die tür hinter mir ins schloss fällt, beginnen die wolken zu brechen. es regnet eine gute halbe stunde. der donner bleibt im halse stecken. das ist auch nur die angst der welt, wenn ein königreich zerfällt, in ziemlich genau zwei gleich große teile, past und present future und selbstmitleid für alle und jeder bringt sich selbst nach haus. und das fünf sechs siebenmal in folge, bis ich schwimme und nicht mehr weiss, worin. ein wohin gibts ohnehin nicht mehr und ich denke nur noch weiss und ich sehe nur noch schwarz und ich vergesse die gespenster, bis sie nicht mehr da sind. sie sind gegangen und die geteilten abende mit ihnen, ganz so, als ob es sie nie gab. und wer könnte schon sagen, ob es sie denn wirklich gab? allenfalls der himmel und die sterne und die karten, die ihr nicht lesen könnt, denn euch fehlen die geräte und ich werd sie euch nicht zeigen. also dreh ich nochmal lauter und starre auf die zeichen an der wand, die ausser mir keiner bisher erkannt. ich höre wie sie klingen, in musik gebracht, piano bass gitarre und eine stimme, die verstummt, nachdem sie alles zurückgegeben hat, was sie je bekommen hat. ein perfektes zuhause, ein kleines idyll, leere briefe auf dem tisch, der fernseher rauscht. keiner sendet mehr. ich lasse ihn laufen und laufe aus dem haus. ich lass die türen offen stehn, denn es gibt nichts zu entwenden, wo nichts und niemand ist.


Von marcosz, 22:16 Uhr
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Gespenster
Gestern abend mit Kerstin Grether & Jens Friebe im Bett aber bei 40 Grad im Schatten konnte keiner wie er wollte. Ein wenig wars wie ein Wohnzimmerkonzert in der Loewe10, wenn die Loewe10 denn ein Wohnzimmer hätte. Und ein wenig wars so, als vergäße man seine geliebten Gespenster und als wären sie doch da und als teilte man einen Abend voller Glück mit ihnen.
Von marcosz, 12:34 Uhr
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