Donnerstag, 25. März 2004
Schwarz und Weiss
Es geht aufwärts. Die Tasks sind definiert. Das Ziel ist gesetzt. Die Arbeit nimmt klare Formen an. Es ist 20 Uhr als ich aus dem Bürohaus an der Bockenheimer Warte komme. In der U-Bahn steige ich natürlich erst einmal wieder in den Zug der U6. Heute wähle ich die Konstabler Wache zum Umsteigen.
Es gibt hier gute Fotos in der U-Bahn. An der Bockenheimer Warte hängen 68er Fotografien. An der Eissporthalle sehe ich aus dem Wagen heraus ästhetische S/W Fotos rund ums Eislaufen. Ich bin entspannter als gestern. Der Tag war kommunikativer & ergebnisreicher. Und morgen ist Freitag.

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Mittwoch, 24. März 2004
Mausoleum
Heute abend in der U-Bahn sitzt wieder ein Grauhaariger mit Basecap & Rentnerbrille. Er liest in einem gelben Suhrkamp-Bändchen. Am Zoo steige ich um und warte einige Minuten auf die U7. Eine Maus läuft am Bahnsteig rum und eine ältere Frau kommt zu mir und raunt mir blinzelnd zu: Hier wohnt eine Maus!
Ja, sage ich, hier ist auch der Zoo, da gehört sie irgendwie hin. Pfiffig lächelt sie mich an und verschwindet dann im vorderen Wagen der U-Bahn.

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McDonalds Barfly
Tom fror. Es war schweinekalt in Göteborg, obwohl doch seit zwei Wochen Frühling war. Mit schnellen Schritten ging er auf das große gelbe M an der Straßenkreuzung zu, während er hastig an seiner Prince of Denmark zog. Seit kaum jemand mehr Zimmer an Raucher vermietete, hatte er kapituliert und rauchte nur noch draussen oder heimlich auf dem Klo, aber dann kam er sich vor wie ein kleiner Junge und der war er nun wirklich nicht mehr.

Das gelbe M war das einzige was noch geöffnet hatte in dieser Gegend und als er bestellt hatte setzte er sich an einen der kitschigen blauen Tische unter ebenso kitschigen gelben Lampen und dachte über sein verfluchtes sinnloses Leben nach, während er auf den Fernseher starrte. Was tat er hier? Sein halbes Leben verbrachte er damit von einer Stadt zur nächsten zu ziehen, und anderer Leute Probleme zu lösen, während er selbst die Nächte in drittklassigen Pensionen und Hotels verbrachte in toten Gegenden wie dieser hier und dabei immer fetter und träger und einsamer wurde. Die Mayonnaise schmeckte künstlich, viel zu süß, und eigentlich hatte er auf seinen Burger gar keine Lust gehabt, aber er hätte auch nicht sagen können, worauf er Lust gehabt hätte und so bestellte er das gleiche wie immer, einen Royal TS als Maximenu, große Cola, große Pommes. Auf MTV lief Kylie Minogue und danach wälzte sich eine dunkelhaarige Schönheit halbnackt über Betten, sie sang schwedisch, sie war einsam, und er hätte ihr gerne dabei geholfen, ihre Einsamkeit für eine Weile zu vergessen, aber er konnte auf die Entfernung nicht einmal ihren Namen lesen und wieder einmal bedauerte er, dass es bei Mcdonalds keinen Alkohol gab, er hätte jetzt gut einen drauf machen können, es war noch nicht spät, morgen wäre er ein wenig verkatert gewesen, vielleicht, aber was machte das schon, ihm war es egal, wenn er komisch angesehen wurde, in ein paar Tagen war er ohnehin wieder woanders, er war sich nicht einmal sich, wo, Malmö hatte er im Kopf, aber plötzlich schien ihm alles so unwirklich und er war sich mit einem Mal nicht mehr sicher, ob Malmö überhaupt dran war, schliesslich war er erst vor wenigen Wochen dort gewesen, aber sicher war er sich dessen auch nicht mehr.

Als er gehen wollte und hilflos den Abstelltisch für das Tablett suchte, zeigte ihm eine junge Angestellte dankbar wo es stand. Sie hatte eine gute Figur und ein nettes Gesicht und schien ihm ein kleiner Lichtblick in dieser trostlosen Gegend zu sein, er hatte sie vorher gar nicht gesehen und als er ging rief sie ihm zu: Danke und Schönen Abend!
Als er draussen war, sah er, dass sie im McDrive stand und er sie wohl deshalb nicht früher gesehen hatte und einen Moment dachte er darüber nach, sie zu fragen, ob er sie nach ihrer Arbeit auf einen Drink einladen durfte, aber dann schlug er den Mantelkragen hoch und den Nachhauseweg ein.

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Dienstag, 23. März 2004
Ey Alter!
"Machssu das mit Bluhtuhs, Alter, oda was?" fragt der Kapuzenpulli Dicke mit dem dicken Handy seinen Freund, bevor zwei weitere ihn auffordern: "Ey, mach mal ein Foto von uns." "Von euch? Zwei portugisische Wichser..." "Und schick mir das per MMS, Alter!" "Was? Weisstu was MMS kostet, Mann?" An der Hauptwache steigen sie aus.
Kurz darauf setzt sich ein etwas tatteriger verwirrter Alter zu mir. Er sieht ein wenig aus wie Burroughs, trägt Cordhose Tweedsakko große bernsteinfarbene Nickelbrille & ein Basecap mit dem Schriftzug Degussa. Als ich mein Gepack zusammenschiebe bedeutet er mir, mit einer freundlichen Geste, keine Umstände zu machen. Bevor er aussteigt fragt er mich noch etwas, ich verstehe es nicht, schaue aber auf den Plan und antworte: Ja, das ist der Johanna-Tesch-Platz hier. Er nickt freundlich, erhebt sich und wackelt zum Ausgang, wo er mir noch einmal zuwinkt, bevor er die Bahn verlässt.

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Grüne Sosse und zwei Gespritzte
Um kurz nach halb zehn verlasse ich die Marbuger Str., leise, um die andern nicht zu wecken, und gehe die Falkstr. entlang. Immerhin regnet es nicht, auch wenn es empfindlich kalt ist, für das, was ich an Kleidung mitgenommen hab. In der Agentur bin ich der erste, von der Putzfrau abgesehen und ich setze mich jetzt tatsächlich an einen Windows-Rechner, um zu bloggen und sofort nervt, was eben an Dosen nervt: irgendwelche meldungen über nichtbenutzte Icons und irgendwas von .NET, jedenfalls alles Dinge, die ich nicht wissen will, mir aber auf äusserst unästhetische Art (viel zu kontrastreiche eckige beige Sprachblasen) in den Blick gedrängt werden. Und dann immer diese Warnung vor sicheren Inbternetverbindungen. Als ob's das schlimmste sei, über eine sichere Verbindung zu surfen. Kitaro liegt unterdessen schlafend daneben, in hautenges Neopren gehüllt, und fühlt sich vermutlich entspannt arbeitslos dabei.
Der erste Tag war alles in allem gut. Die GL versteht ihren Job, das zeichnet sie schon mal gegenüber vielen in ihrer Branche aus. Am Abend mit dem Kollegen A im Schöneberger in Bornheim klärten sich die Dinge noch ein wenig. Bei zwei Gespritzten und grüner Soße mit Ei wurden die Zweifel vom Tag weitestgehend zerstreut.
Ein Zimmer steht auch in Aussicht. Wenn nur R hier wäre.

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Sonntag, 21. März 2004
Mainhatten Transfer
Nun also: unterwegs nach Frankfurt, wo ich die nächste die Woche arbeiten werde. Sitze mit A und K im Auto und wir fahren gerade an Magdebuirg vorbei, wo in der hereinbrechenden Nacht die Windräder eine rhythmische LED-Tanz-Performance vollziehen und ich ertappe mich dabei, wie ich mir die Musik dazu denke. A und K unterhalten sich über Urlaub und ich denke darüber nach, wie das so werden wird, die nächsten Wochen in Frankfurt. A macht das Radio an. "...hol den Vorschlaghammer..." Es scheint der Soundtrack für die Strecke zu sein. Kurz darauf fängt's an, wie aus Kübeln zu giessen und während ich noch denke, dass das hoffentlich nicht so bleibt, bringen sie im Radio eine Orkanwarnung und für die weitere Woche melden sie im Norden wieder Schnee und Frost. Dann schlafe ich für eine Weile ein, Als ich aufwache regnet es immer noch oder schon wieder. Wir sind irgendwo zwischen Hannover und Kassel, die Hügelstrecke, vierspurig, vielbefahren und bei diesem Wetter erst recht kein Spass. Irgenwann lässts dann nach und gegen zehn, bei der Abfahrt Alsfeld-West, denke ich, dass es mir auch schon wieder reicht mit dem Autofahren und dass ich mich schon auf den Flug zurück nach Berlin freue. Mit dem Rücken zur Tür sitze ich, die Beine quer über die Rückbank, den Blick schräg nach vorne gerichtet. Minutenlang betrachte ich die Rücklichter der Autos, wie sie in ovalen Lichtkegeln über den glitzernden Asphalt gleiten. Lost Highway.

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und der wind bei nacht
ich sitze am balkonfenster, das der wind gerade zuschlägt. über den balkon flötet er ein lied in zwei tönen. im fernsehen cowboyhüte in defa-ästhetik die ich durch die blume (3 gerbera) wahrnehme. r hat sich einen schafkäse-snack mit tomate gemacht und hätte lieber schinkenknacker. die p0es1s ausstellung war alles in allem doch etwas enttäuschend. eine beschränkte auswahl digitaler literatur, generative, interaktive und kooperative formen waren zwar vorhanden, wurden aber im kontext nicht als solche herausgestellt. das arrangement screenbasierter arbeiten war gut gemeint, machten aber ein weiteres mal die unzulänglichkeit einer solchen darstellung im ausstellungskontext deutlich, auch wenn man auf einem schicken bett sitzen und klicken konnte. der film im fernsehen ist inzwischen ein anderer und das fenster schlägt auf und zu. die fotos zur ausstellung gibts wohl doch eher erst morgen.



na gut. also doch schon gleich.

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