Mittwoch, 13. Juni 2007
313
Man merkt dann doch schon den Breitengradunterschied zwischen Frankfurt und Hamburg. Hier ist es auch um 22.20 Uhr noch hell genug, so dass man den Tag noch nicht vergessen hat, die Jogger laufen noch die Hauptstraße entlang und in den Cafés am Rande St. Paulis sitzt man entspannt und trägt immer noch 70er und 80er Jahre Frisuren. Bis auf die beiden pomadisierten Poser drüben, der eine berät den andern, wie er sein Vermögen am besten am Finanzamt vorbeibringt, sie rauchen stinkende Zigarillos selbst beim Essen noch und sind viel zu cool, ihre Unterhaltung nicht so vorzutragen, dass jeder im Lokal alles mitbekäme. Auch das ist Hamburg, ähnlich wie die unfreundliche schwarzafrikanische Taxifahrerin oder mein Hotel, geschmacklos verschlissen, in dem ich aber immerhin die 313 habe, eine ordentliche Nummer am Ende eines ewig mäandrierenden Ganges. Aber das beste an allem ist der Wind. Es ist ausnahmsweise mal nicht schwül und doch warm. Aber die Luft riecht nach Meer, man spürt den Wind, abends kühlt es ab, riecht es nach Salz und man versteht plötzlich, warum auch die Frauen hier einen Tick erdiger sind, tiefere Stimmen haben und zügiger ihr Astra leeren als anderswo. Und während ich das alles schreibe, ist es plötzlich doch ein wenig dunkel geworden, noch lange nicht ganz, aber es ist Abend. Die Lichter gehn an. Das Rauschen klingt gedämpfter von der Stresemannstraße hoch an mein Fenster.

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