Mittwoch, 6. Juni 2007
Sinkflug
Der Rhythmus der Kontrabasses umspielt weich das Geräusch der Motoren. Ich ziehe die Maschine langsam hoch und blicke in einen wolkenfreien Himmel. Das Piano spielt Quinten um A und D, die Ohrenklappen meiner alten Fliegermütze schlagen im Wind. Wut Trauer Freude Enttäuschung vereinen sich in diesem Moment, das Filmstill hat keinen Ton. Nur Schweigen. Grundloses selbstzufriedenes Schweigen, das nicht mehr sucht, sondern nur da steht und zusieht, wie der Himmel langsam überläuft, wie eine zweimotorige Antonov 45 Grad zur ollen Erde steht. Selbst die Fahne des Signalgebers steht still. Nichts wissen. Nichts müssen. Den Mund geöffnet zum Ruf, der nie ertönt. Wem sollte er auch gelten?

Eine Sekunde später ist alles vorbei. Bass Gitarre Schlagzeug. Ich fliege auf das kleine Haus am Strand zu. Den Mund geschlossen, die Augen zusammengekniffen. Von oben sehe ich 100000 Punkte und eine Linie, die die Landschaft zerteilt, unüberwindbar für jeden ausser mir. Ein elf Millionen teurer Zaun, um sich selbst einzuschließen. Gibt es ein deutlicheres Eingeständnis, dass man etwas zu verbergen hat? Alle Fragen werden unglaubwürdig angesichts einer solchen Angst vor Nähe mit denen, für die man dort sitzen sollte. Als ich die Linie hinter mir gelassen habe, bringe ich meine kleine Antonov in Sinkflug. Das Haus hat einen schönen Garten. Und das Meer ist sehr ruhig heute. Ich gehe über Los. Ich bleib für euch wach.

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