Tagebuch

Nun also. Bloggen. Nachdem das alte Tabu über Monate brach gelegen hat, gestern kurzentschlossen zu blogger.de gewechselt. Tillmann hats vorgemacht. Jetzt dann endlich auch mal mit Fotos. Werde versuchen, die alten Beiträge zu übertragen. Weiss bloss noch nicht, wie das mit dem ursprünglichen Datum geht. Werde Dirk Olbertz mal fragen, wie man an die XML Files rankommt.... Aber ersteinmal: Herzlich Willkommen.

als ich heute morgen schwerfällig aufwache (denn zum ersten mal seit wochen treibt mich nicht die hitze aus dem bett) riecht die luft schottisch und es überkommt mich ein leicht wehmütiges gefühl, dass es nun mit schnellen schritten auf den herbst zu geht (okok, ich bin noch nicht richtig wach...).

auf dem powerbook ist noch lichter-der-film geöffnet, den wir uns gestern im neuen off angesehen haben, in der hoffnung, uns ein wenig abkühlen zu können, aber denkste: das off hat natürlich keine dieser wahnsinnigen klimaanlagen, die einen immer halb einfrieren. dafür isses n schöner saal. und n klasse film, jenseits der typischen neuerdeutschterfilmtrallallaästhetik. und klasse musik, die mir das leicht wehmütige gefühl vermitteln, dass es nun mit schnellen schritten auf den herbst...

der sommer jedenfalls war fantastisch, auch wenn irgendwie alle zur verfügung stehenden superlative albern klingen. dass der letzte eintrag im tabu vom 3.juli ist, zeigt nur, dass gelebt wurde. in schweden hab ichs einmal versucht: an einem kleinen ort am siljansee hab ich sowas wie n internetcafe im hinterzimmer eines pchändler gefunden. und natürlich war grad an dem tag der server unten. also reichte es nur für ne mail an die admins. macht nix, bei espen aarseth in kopenhagen und sus lundgren am play studio in göteborg gings schliesslich.

warum ich aber in den wochen (sinds erst zwei oder doch schon drei?) nach schweden keinen eintrag gemacht habe, weiss ich nicht, aber es war ja auch immer was los. rikes geburtstag und der besuch aus itze und australien (2xbritta), radtouren in berlin, wildromantische abende auf dem jetzt (dank einiger gastgeschenke) begrünten balkon, eine kindtaufe, besuch aus trier (2xanette). nachdenken über dublin, kopenhagen, das reisen im allgemeinen. beweglich bleiben.

nächste woche wieder besuch aus dem süden (zur arbeit am raumagenten) und dann gehts nach dublin und london. vielleicht lässt der herbst ja doch noch auf sich warten.

Die Nacht ist der schönere Tag.

Frühmorgendliches Vögelgezwitscher. Tiefes Blau im Wohnzimmerfenster zeichnet Formen. Painting the Night Unreal. Motorpsycho und ein Bild: rot und beige und dunkles blau.
Dann ruhigeres Abdriften. Ein leichter Nachtwind: Mogwai: Take me somewhere nice. Danke. Ich bin schon angekommen.

eine schwarzblaue sternklare nacht. wir sitzen auf dem balkon und spielen backgammon. die schwarzen steine sind im licht der orangenen sonnenblumenlichterkette kaum zu erkennen. in den häusern gegenüber ist licht, da und dort, in einem zimmer ist franz marcs blaues pferd groß an die orangene wand gemalt. aus unserem wohnzimmer dringt musik auf den balkon. tango. akkordeon, klavier, streicher. einmal höre ich eine klarinette. das fallen der würfel. rike gewinnt zweimal. ich einmal. gelegentlich geht ein kleiner wind, es ist immer noch richtig warm. die perfekte sommernacht. auf corfu haben wir abends so gesessen getrunken gespielt. und auf cuba. wir reden. wir schweigen. wir werfen die würfel. irgendwann wird das bier alle sein und das licht in den häusern gegenüber erloschen....

Kurz vorm Zubettgehen schlage ich Berlin Alexanderplatz auf, das Cindy mir zurückgegeben hat: "Hasenheide, Neue Welt, wenns nicht das eine ist, ist es das andere, man muß sich das Leben nicht schwerer machen als es ist". (S. 65) : -
War ein schöner Tag heute. Nach dem Frühstück sind wir nach Bad Godesberg. "Ihr seid gefallen, damit Deutschland lebt." steht nahe am Eingang des Friedhofs für die Gefallenen im WK1, während einige Reihen weiter der Juden gedacht wird, die in Godesberg für eben jenes Deutschland geopfert wurden : -
Dann nach Muffendorf, das man wohl "niedlich" würde oder "süß hier, aber wie ausgestorben!" -
Den restlichen Nachmittag verbringen wir auf einer Weide gegenüber einer Wasserburg. Hier sind wir wohl schon in der Eifel. Wir schlafen in der Sonne, lesen Asterix: Das Geschenk Cäsars, und winken den Pferden auf der Weide nebenan. Durch meine Sonnenbrille erscheint alles doppelt bunt. Die Wiesen knallgrün, der Himmel knallblau. Mit Silberstreifen. Ein Bilderbuchtag. Abends kochen & Kölsch & Bit & Lifestyle spielen mit seltsamen 80er Fotos. Now, let's call it a day.

das quietschgrüne bad lädt zu betrachtungen ein: aussenbezirk der paranoisch-kritischen stadt - nachmittag am rand der europäischen geschichte. die wolkenfetzen verwirren. chaotische gebilde, wesen, im vergehen oder entstehen. ein fisch. ein raubvogel... am horizont: das kurdische hochland. dann: vor allem form. & formen. christliche glocke & jungfrau als schlüsselloch & einsame düstere gestalt. hier und da und schattenwurf. stützen des abendlands. wir bieten euch fruchtbarkeit in jeansrock und muskelshirt, aber das offene rund führt ins nichts: wasser himmel schädel. tuch verschleiert die form. körper formt tuch. die sonne, im übrigen, geht im osten auf. warte nur balde ruhest du auch.

Sind in Itzehoe. Vor dem Essen und nach dem Essen, welches wieder vor dem Essen ist, schnitze ich Pfeil, Speer & Bogen im Garten. Adlergleich erspähe ich in den Büschen jenseits des reissenden Flusses ein Wildschwein. Ich lege den Bogen an, ziele und..... Kaffeeee!!! ertönt es aus dem Haus des weissen Mannes, just in dem Moment, als ich das Wildschwein in die ewigen Jagdgründe befördern will...