Samstag, 9. Juni 2007
Fliege
Gerade surrt eine Fliege durch die weit offene Balkontür, im Tiefflug umkreist sie meinen Kopf - und klack! da war er wieder, der erste Gedanke am Tag. Der zweite Schmerz Trauer Enttäuschung. Unverständnis.

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Freitag, 8. Juni 2007
Set the Fire
Das weiße Haus am Meer. Caroline weiß, das niemand zuhause ist. Das Grün der Bäume im Park verschwimmt. Ich renne. Es ist früh am Morgen. Ich höre eine stundenlange Aufnahme von Vögelgezwitscher. Meine Augen bleiben geschlossen und sehen den Morgenhimmel. Alles ist so klar. I find the map and draw a straight line / Over rivers, farms, and state lines / The distance from 'A' to where you'd be / It's only finger-lengths that I see / I touch the place where I'd find your face... Caroline sagt, sie hat keine Freunde. Ich lege mich nieder auf der kalten Erde. Ich setze den Brand. Ich kann sie hören, sie sind ganz nah. Sehen kann ich sie nicht. Ich blicke auf, das Meer ist ruhig heute. Silbern. Glitzernd. Verlockend. Diesmal kriegen sie mich nicht. Ich renne...

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Mittwoch, 6. Juni 2007
Sinkflug
Der Rhythmus der Kontrabasses umspielt weich das Geräusch der Motoren. Ich ziehe die Maschine langsam hoch und blicke in einen wolkenfreien Himmel. Das Piano spielt Quinten um A und D, die Ohrenklappen meiner alten Fliegermütze schlagen im Wind. Wut Trauer Freude Enttäuschung vereinen sich in diesem Moment, das Filmstill hat keinen Ton. Nur Schweigen. Grundloses selbstzufriedenes Schweigen, das nicht mehr sucht, sondern nur da steht und zusieht, wie der Himmel langsam überläuft, wie eine zweimotorige Antonov 45 Grad zur ollen Erde steht. Selbst die Fahne des Signalgebers steht still. Nichts wissen. Nichts müssen. Den Mund geöffnet zum Ruf, der nie ertönt. Wem sollte er auch gelten?

Eine Sekunde später ist alles vorbei. Bass Gitarre Schlagzeug. Ich fliege auf das kleine Haus am Strand zu. Den Mund geschlossen, die Augen zusammengekniffen. Von oben sehe ich 100000 Punkte und eine Linie, die die Landschaft zerteilt, unüberwindbar für jeden ausser mir. Ein elf Millionen teurer Zaun, um sich selbst einzuschließen. Gibt es ein deutlicheres Eingeständnis, dass man etwas zu verbergen hat? Alle Fragen werden unglaubwürdig angesichts einer solchen Angst vor Nähe mit denen, für die man dort sitzen sollte. Als ich die Linie hinter mir gelassen habe, bringe ich meine kleine Antonov in Sinkflug. Das Haus hat einen schönen Garten. Und das Meer ist sehr ruhig heute. Ich gehe über Los. Ich bleib für euch wach.

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Samstag, 2. Juni 2007
Abend
Ein ruhiger gleichmäßiger Sommerabend. Leichte orangefarbene Wolkenfetzen schließen Frieden mit dem Tag. Hölderlins Sonnenjüngling scheint durch die Straßen zu ziehen, sein Abendlied klingt rings in den Wohnblocks und Altbauten des Nordend und das Tappen seines Ganges erinnert entfernt an die magischen Installationen Rebecca Horns im Wiesbadener Museum.

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Freitag, 1. Juni 2007
Brigade
Und dort liegt Annabelle. Sie schläft mit ruhiggeschlossenen Augen. Keine Sonne, die sie weckt. Kein Regen, der aufs Vordach klopft. Was kann ich noch tun? Ich lege mich zu ihr. Und schließe die Augen. Komm schließ dich uns an. Nichts steht uns im Wege. Wir sind die Brigade.

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Breathe
Stundenlang zu hören an grauen britischen Tagen im Juni, an denen man früh morgens schon von erbosten unerzogenen alten Frauen eins mit dem Gehstock übergebraten bekommen hat. ("Früher war das so: Links raus, rechts rein")

Gedankenflüge. Blicke.
Und endlich mal wieder ein Bild.




you need the touch
its in your face, you show it so well
its in your face, you dont have to tell
your stares got no secrets left

you need the touch
its in your face, you show it so well
its in your face, you dont have to tell
you need the touch, you power true
or ill power you

yea, you open your eyes and stare into mine
a stare like yours is hard to find,
its ultraviolet
you close your eyes and breathe
i feel your lips, you hit the switch

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Dienstag, 22. Mai 2007
Passagen
Die dritte Nacht in Folge die Sichel des Mondes, klar und scharf geschossen, eine Erinnerung an Tage der Raumfahrt. Ich träume nicht. Ich sehe nur. Ich war dort. Im Pissoir des Feinstaub auf der Friedberger liegen kleine grüne Sterne. Ohne die Himmelskörper wärs ein vergeudeter Tag. So bleibt das Bild der verlorenen Werke. Bücher, die ich gelesen habe und die mich nicht klüger gemacht haben, aber reicher. Ein Schuber ist heute gekommen, Linien und Bögen, schwarz auf weiß. Sie klingen schön und kühl und wie die Welt, die ich hinter mir ließ und die beim Blick in den Himmel wieder vor mir liegt. Ich spiele Passagen auf dem Klavier. Nur schwarze Tasten, bis auf das C, es klingt weich, unverbindlich. Alles um mich herum schläft. Es ist still. Die Kirchenglocke schlägt einmal. Ein aufgeschlagener Atlas liegt auf dem Tisch. Die rote Wüste erstreckt sich über eine Doppelseite mit Höhenlinien und Gradwanderungen. Keine Nacht. Nur Dunkelheit. Keiner ist allein.

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Freitag, 20. April 2007
3000 Jahre
Das schönste auf dieser Erde ist die Zeit. Jeden morgen wache ich auf und staune über den Morgen. Das Licht ist anders, die Luft riecht anders, die Stadt glitzert. Nirgendwo sonst vergeht die Zeit wie hier. Im All jagt sie dich oder sie steht still. Wenn du ihr aber nicht vertrauen kannst, gibt es sie nicht. Auf der Erde ist sie dein Freund. Sie vergeht im Rhythmus der Menschen. Ein alter Mann erzählte mir einst, auf der ersten Erde sei es auch so gewesen, bevor die Stürme kamen und die Zeit immer schneller verging. Mag sein, dass er recht hat. Heute war die erste Erde jedenfalls eine tote Zone. Zeit gab es dort nicht. Nichts gab es dort. Ich war noch nie auf der ersten Erde.

Ich steige in den Wagen und fahre wieder hinaus zur Datscha, um an der Antonov zu arbeiten. Ich trage mirror shades im Pilotenlook. Im Radio singt Hutch Harris "I might need you to kill" mit einer Stimme, die mich an den alten Bob erinnert, den ich lange nicht mehr gesehen habe. Ich drehe den Lautstärkeregler hoch. Alles ist gut. Die Sonne ist warm. Der Himmel ist blau. Die Wüste leuchtet. 3000 Jahre sind 3000 Jahre. Auf der Erde.

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Sonntag, 15. April 2007
Landung
Am Sonntagabend komme ich zurück, gerade richtig für einen jener fulminanten Sonnenuntergänge dieser Stadt, blaugrün - rotorange, der Flughafen ist in mediterranes Licht getaucht, wenig später aus der Sbahn sehe ich dem roten Ball zu, wie er sich hinter Schrebergärten niederläßt. Das Thermometer an der Apotheke zeigt 26 Grad. Die Mädchen tragen Rock, Top und Flip Flops, die Jungs kurze Hose und Tattoo. Die Stadt riecht nach Sommerurlaub, mein Hausgang nach 70er Jahre Kühle. Kurzeck oder Fauser, in friedlichen Momenten.

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Dienstag, 10. April 2007
Breaking up
Heute hab ich mit Alice Schluss gemacht. Eine solch unzuverlässige Beziehung braucht kein Mensch.

(Am Merianplatz scheint die Sonne).

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