Dienstag, 27. Dezember 2005
zwischenzeit
am morgen wache ich in frankfurt auf und schaue auf einen völlig verschneiten balkon. der alte küchentisch von zuhause und die klappstühle sind unter einer dicken schneedecke begraben und im frühjahr werden sie verrottet sein, aber das frühjahr ist noch eine weile hin und ich wünschte es wäre schon soweit, vielleicht wäre dann so manches geklärt, und wenn nicht wäre es zeit zu verreisen, aber das nun dem ende zugehende jahr hat ja gezeigt, dass man sich nicht entziehen kann, immer dann, wenn man denkt, langsam in ruhigeres wasser zu kommen, tauchen stromschnellen auf oder ein strudel der einen hinabzieht und viel wasser schlucken läßt, bevor er einen wieder losläßt.

ich schaue also hinaus und wie jedes jahr um diese zeit kommt mir u2s new year's day in den kopf. a world in white gets underway/i wanna be with you night and day... als die müllabfuhr klingelt, um reingelassen zu werden, stehe ich auf, es fallen mir gespräche ein von fremden und ich weiß nicht mehr ob ich sie gehört habe oder geträumt. es scheint mir ohnehin alles völlig unwirklich im moment. es ist völlig still im haus ich spiele einige songs auf dem klavier, die changes von windmills of your mind, dann stehe ich auf und schaue aufs telefon, das weiterhin schweigt, ich hätte lust es in hohem bogen hinauszuwerfen, ich möchte durch den schnee laufen irgendwo am ende der welt, in lappland oder sibirien oder patagonien, jedenfalls bis dorthin wo die drachen sind, vielleicht eher patagonien, dort ist es sommer und ich könnte im schnee liegen und in den glühenden ball der sonne schauen, die mich nicht frieren ließe, in dieser zeit zwischen den jahren.

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Montag, 26. Dezember 2005
perspektive
am zweiten weihnachtstag der obligatorische kater vom vortag. am vormittag beginnt es zu schneien. wir fahren zum forellenhof zum mittagessen. danach kommt die sonne raus und der hunsrück zeigt sich von der goldenen seite. sogar die windräder fügen sich harmonisch ein. eigentlich ein tag frieden zu schließen. eigentlich.

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weihnacht grüngrau
knapp eineinhalb stunden bin ich zuhause und wenn ich an heiligabend aus dem fenster schaue in den tristen dezember, aus einem viel zu kalten zimmer heraus, dann weiß ich, weshalb ich den ort verlassen musste. und warum ich nicht zurück kommen werde. wie so viele andere auch.

Do you owe so much less to these rain swept hills
than you owe to your good self?
is it true that the world always got to be something
that seems to happen somewhere else?


dann einen tag später ist alles beim alten. und plötzlich ist alles still und unglaublich träge. ich wünschte mich woanders, aber dort, wo ich mich hin wünschte, kann ich nun nicht sein never never land/palm trees by the sea. also nehme ich den bus nach trier, ö zu besuchen, es beginnt zu regnen, der himmel ist bleichgesichtig, er scheint heulend auf mich hinabzuschauen und in dem ich hinaufschaue, erkenne ich mich selbst. ich ziehe die kapuze in die stirn und drehe den mdplayer auf.

The time I think most clearly
the time I drift away
is on the busride that meanders
up these valleys of green and grey
I get to think about what might have been
and what may yet come true
and I get to pass a rainy mile
thinking of you...


auch in trier ist alles beim alten. aber hier tuts ausnahmsweise gut. eine orangene abendsonne blendet mich durchs dachfenster, während ö erzählt was es neues gibt und als ich abends den bus zurück nehme, um zum üblichen weihnachtstreffen in h zu fahren, bin ich bereits guter dinge. in h treffen wir uns an anderer stelle als sonst, und alle sind offensichtlich gleichermaßen gestreßt und es dauert eine weile bis sie sich entspannen und es tut gut zu spüren, dass es den meisten genauso geht, denen die angereist sind aus berlin, irland und teneriffa. und dann wirds ein sehr netter abend mit guten gesprächen und ausblicken fürs nächste jahr.

No, not for one second
did i look behind me
as I was walking away...

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Samstag, 17. Dezember 2005
Wieder da
Erstmals seit letztem Dienstag gehe ich wieder zur Arbeit. Ich fühle mich gesund und - wohlig leer. Als hätte ich mit dem Fieber eine Menge Unsinn rausgeschwitzt. Es ist ein trüber dunkler Freitagvormittag. Nass, auch wenn es gerade nicht regnet. Eine Schar schwarzer Vögel kreist um die blattlosen Buchen und Kastanien im Nordend. Von den Hochhäusern der Stadt ist heute nichts zu sehn. Die Stadt ist klein und leer. Ein türkischer Junge singt in der Tram. Es riecht nach Heizungswärme. Ich schließe die Augen und denke an die letzten zwei Wochen. Es ist Freitag. Ein trüber dunkler Wintervormittag.

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Donnerstag, 8. Dezember 2005
A time to be small
Ich schalte beide Telefone ab und stelle iTunes auf random. Der Himmel ist grau, vorhin war er blau einen Moment lang, das Lautsprechersymbol springt auf interpol. A time to be so small. Der verschrobene Text läßt mich an den französischen Film gestern abend auf Arte denken, Les Marins Perdus - Verlorene Seelen, über 3 Seemänner, die mit ihrem runtergekommenen Frachter in Marseille festhängen, weil ihr Reeder sie hat fallen lassen.

We saw you in distraction:
A sleeping, slow despair
Rehearsing interaction,
he wasn't even there
A creature is a creature
Though you wish you were the wind
The boat will not stop moving
If you tie him up until the end

He whistles and he runs so hold him fast
Breathe the burn, you want to let it last
He might succumb to what you haven't seen
He has a keen eye for what you used to be

when the cadaverous mob
Saves his doors for the dead men
You cannot leave


Ich selbst liege vor Anker in unruhigem Hafengewässer. Ich schließe die Augen und warte auf Wind aus der richtigen Richtung.

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Freitag, 25. November 2005
Winteranfang
Ich sitze barfuß auf der großen Couch im Wohnzimmer.
Ich höre Piazzola und tangotanze durch die Wohnung.
Ich stehe am Fenster und schaue auf den ersten Schnee des Jahres, ein Ahornsamen, Propeller nannten wir sie als Kinder, hat sich in die dicke Schneedecke vor dem Fenster gelegt.
Er war schon tot bevor er sich dort zur Ruhe ließ, aber würfe man ihn in den Wind, begänne er wieder zu tanzen wie einst.

Ich drehe mich um mich selbst und denke, in einem Film über mein Leben müsste Musik vorkommen. Viel Musik. Laute Musik leise Musik fröhliche wütende traurige Musik.
Ich sitze auf der großen Couch und habe noch genug Wut in mir oder wieder.
Ich reiße das Fenster auf und lasse die kalte Winterluft hinein und das Bandoneon hinaus.
Ich zeichne einen Vogel im Flug auf kräftiges, holzfreies Papier, (110g/m^2), mit dem Kopf von Clark Kent.

Ich freue mich darüber in wenigen Tagen ein freier Mann zu sein, der sich am Bahnhof einen Fahrschein ans Ende der Welt löst.
Der den Rest seines kurzen Lebens in Cafés in Buenos Aires verbringt und Tangotänzerinnen an den rand vergilbter Tageszeitungen malt, die er liest, obwohl er nie spanisch gelernt hat.
Ich streiche ein Kapitel aus einem unfertigen Buch, ein anderes zerschneide ich in zusammenhanglose Fragmente, die nie jemand lesen wird.
Ich zünde Clark Kent an und mir eine Zigarette und werfe den brennenden Vogel durchs offene Fenster dem Bandoneon hinterher.

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Mittwoch, 23. November 2005
Spieglein, Spieglein...
Gestern war ein wenig Weihnachten in der Agentur, zumindest für A, A und mich, denn für jeden von uns gab es ein kleines Olympus Paket mit einer E-500 und zwei Objektiven. Und natürlich musste ich in der Nacht eine ganze Serie von Mondwackelbildern mit dem Tele machen und sie heute auch gleich mit nach Heidelberg nehmen und unterwegs rumprobieren - welche Voreinstellung eignet sich wofür, wann besser Blendenautomatik, wann Zeitautomatik, was verbirgt sich hinter jenem Menüpunkt, was hinter dem anderen... ganz schön komplex. Ist auch schon ne Weile her, dass ich mit ner SLR fotografiert hab. Die gute alte Pentax fristet eher ein Schattendasein, seit ich die kleine Minolta immer dabei hab.
Wie auch immer - die Olympus macht Spass, auch wenn iPhoto noch etwas rumzickt...



Das Ergebnis der Untersuchung war jedenfalls auch positiv. Eine OP ist erstmal nicht nötig. Stattdessen ist gezieltes Muskeltraining angesagt.

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Freitag, 18. November 2005
Abgewandter Blick
Die Stehuhr der Nachbarn oben drüber schlägt Mitternacht. Ich schalte den Fernseher aus, wo ich grade das erst Video von rapsoul gesehen hab, die C produziert und mit denen er neulich auf Tour war. Zu viva kam ich vom JBK, der, sich überheblich selbstgerecht über sein moderatorenpult zu den gedrängt sitzenden Gästen lehnend, Bisky in die Mangel nahm. Der wiederum kuscht mit großer Altersgeste. Mannmannmann.

Als ich gestern morgen die Treppe hinunterhumpelte zum wartenden Taxi kam ich mir vor wie Hans Schnier, der abgetakelte Clown, ich wußte nicht recht, ob mir der Vergleich gefallen sollte, obwohl das Setting passt, ein grauer Novembertag in einer rotschwarz regierten Republik, die gerade so mit sich selber beschäftigt ist, dass alles wirklich wichtige mal wieder untergeht. Ein falsches Idyll.

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Samstag, 12. November 2005
Käfig
Über den Balkon schaue ich in einen schönen blauen Herbsthimmel hinein. Ideal um im Güntersburgpark rumzulaufen oder rad zu fahren, aber die vorgestrige Patellaluxation macht mir schon einen Treppenabstieg aus dem dritten Stock zu ner größeren Aktion.
Also lese ich Superman Comics und höre herbstliche Musik von den Broken Spindles und nach langem auch mal wieder Notwist.

Then i come in,
they go mad, hit my nose and
hit my back, break me every
single bone, throw me out just
like a stone. It's the corner. it's
the dress, small the town and
big the mess, that I cause with
every step, but still I walk,
nonetheless. They're skipping
backwards, they're thrashing
days, is that all they're
believing in?

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Dienstag, 8. November 2005
darum
am ende eines langen tages nachts um zwei Manha De Carnaval in der piano version von gonzalo rubalcaba mit dennis chambers und brian bromberg hören.

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