Dienstag, 7. August 2007
kein ziel
nachts um vier springt das radio an und zählt den sekundentakt, während stoßweise landesnachrichten in spanischem kauderwelsch vorgetragen werden. es ist heiß, der schweiß klebt am körper. ich reiße die flügeltür zum balkon auf, ein windstoß zieht durch die wohnung und fährt in den stapel ungelesener aufträge und anfragen vor der faxmaschine. santiago. unwillig trete ich durch den blätterwald und greife nach der sporttasche, die, immer mit dem nötigsten gepackt, in der ecke des zimmers steht. auf der glasoberfläche des madonnenbildes spiegelt sich ein frühes morgenrot. leise schließe ich die tür hinter mir.

ich gehe zum pickup in der seitenstraße und fahre durch die leeren straßen zur stadt hinaus zum kleinen privatflughafen, wo die antonov steht. eine stunde später fliege ich richtung süden. unter mir das engmaschige straßengeflecht der stadt, dann wird es ruhiger. ich entspanne mich. schinkenkäsebrot zum frühstück und tiefschwarzer kaffee aus der thermoskanne. der beruhigende klang der zweimotorigen. in wenigen stunden werde ich am ende der welt sein. there be dragons. und der wind. ihm werde ich mich anvertrauen. in der höhe und auf see ist er dein einziger anvertrauter. freund und feind. seit tagen habe ich nicht geschlafen, aber ich habe das gefühl, nie so wach gewesen zu sein. ich habe ein ziel, das keines ist. seit ich die raumfahrt aufgegeben habe, habe ich kein ziel mehr gehabt. erst als ich erkannte, dass kein ziel zu haben, das ziel sein musste, wusste ich wieder, was zu tun war. über mir der endlose himmel. unter mir das ende der welt. niemals anzukommen war jetzt das ziel. ich nehme noch einen schluck kaffee. und schließe die augen.

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ich laufe gerade eine reihe ziele hab, schlecht vorbereitet fühlt man sich, obwohl man sich verausgabt hat. eine woche noch. dann ziele erst wieder später. gott, wird das schön. und leer. ich weiß, dass ich gewinnen könnte.
das, was mir wichtig ist, scheine ich ohnehin zu verlieren.

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