Freitag, 21. Dezember 2007
Back of a postcard
Puerto Montt, Chile.

Im Winde klirren die Fahnenstangen auf dem Plaza de Armas in Puerto Montt und ich schreibe in Gedanken Abschiedsbriefe. Ich fange immer wieder an, eigentlich sind die Worte klar, aber dann verlaesst mich der Mut und ich zerreisse sie waehrend wir durch die engen belebten Strassen der schmutsigen Hafenstadt treiben. Die Welt ist zu klein, um davonzukommen.

Spaeter fahren wir die Berge hinauf, den schneebedeckten Kegel des Osorno Vulkan immer vor Augen. WORLD CITIZEN singt David Sylvan... Am Fusse des Osrono springen wir in die blaue Lagune. Zeitlosigkeit am laengsten Tag des Jahres auf dieser Seite der Welt. Den Communicator haben wir zurueckgelassen. Nichts ausser uns, dem Berg, dem Wasser und dem Tosen des nahen Gebirgsflusses. Und mit einem Mal ist die Welt soviel groesser als noch heute morgen. El Tetro del Mundo ad libitum. Am Ende nehmen wir doch noch die Panamericana Einmal durch bis Kanada. Adelante!

du wirst neues sehen. und das neue wird gross sein, so gross, dass es die schatten der vergangenheit ueberragt. die reise beginnt hier. setz dich yu uns. sieh den stein dort, vom wasser umspuelt. sieh ihn an und vergioss die zeit. in dieser einen schaumkrone dort steckt mehr geschichte als in deiner armseligen alltaeglichen jagd nach anerkennung. sprich nicht vom seelenfrieden oder innerer ruhe. sein einen moment lang ehrlich zu dir selbst. schliess die augen. genuegt dir das nicht, dann geh. geh zurueck woher du kamst. genuegt es dir aber, dann sprich nicht. denk nicht. sei da.

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22:44 Uhr. Am Ende eines perfekten tages fahren wir von der Lagune Verde im letzten Licht des Tages nach Puerto Vares. Vollmond. Der Himmel ist ueberwaeltigend. Auf der Rueckbank der gaucho Christoph und Yocelyn, die uns yu all den mythischen Orten gefuehrt hat. Burns am Steuer. Und mittendrin sitzt Jack mit der Gitarre, der zum xten Mal dieses perfekt passende Lied spielt... There is no combination of words i could put on the back of a postcard...

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Samstag, 15. Dezember 2007
Bs. As.
Buenos Aires ist... gross, laut, schoen, abwechslungsreich, voller Menschen, voller Musik, bunt, modern, alt, voller Museen, staendig im Umbau. Das Teatro Colon, das wir uns heute anschauen wollten, war ebenso aufgrund Renovierung fuer ein Jahr geschlossen, wie das Mueso Historico Nacional. Was aber immer geoeffnet ist, sind die unzaehligen Internetcafes und wenn wir das jetzt mit den Fotos hinkriegen gibts dann auch gleich einige auf Flickr zu sehen.

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Sonntag, 2. Dezember 2007
After Dark
Der Wind pfeift im Schornstein in der Küche. Es ist bereits seit eine Stunder dunkel, obwohl es erst 18 Uhr ist. Die Tage werden kürzer. Die Nächste länger. Das Wetter ist unwirtlich, man möchte am liebsten nicht mehr vor die Tür gehen. Soeben habe ich Murakamis Afterdark ausgelesen. Auf S. 202 sagt Grille zu Mari:

"Ich frage mich, ob die Erinnerungen für uns Menschen nicht der Kraftstoff sind, von dem wir leben? Ob diese Erinnerungen wirklich wichtig sind oder nicht, ist für das Weiterleben nicht von Bedeutung. Sie sind nur der Brennstoff. Zeitungsausschnitte, philosophische Texte, schmutzige Bilder, ein Bündel Zehntausend-Yen-Scheine - wenn man sie ins Feuer wirft, sind sie alle nur Papier. Während das Feuer sie verzehrt, denkt es nicht 'Oh, das ist ja Kant' oder 'Aha, ein Artikel aus der Yomiuri -Zeitung' oder 'Wow, tolle Brüste'. Für das Feuer sind das alles nur Papierschnipsel. Genauso ist es mit den Erinnerungen. Bedeutsame Erinnerungen, weniger bedeutsame oder solche, die überhaupt keinen Sinn haben, alle sind sie nur Brennstoff, ohne Unterschied."

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Lotto
Nachts um zwei wache ich nach kurzem Schlaf wieder auf. Ich bin durstig und gehe ins Wohnzimmer eine Flasche Wasser holen. Genau in diesem Moment kommt eine SMS. Sie haben im Lotto gewonnen. 3 Richtige. Na, da hab ich ja wahrscheinlich wenigstens den Einsatz raus. Heute siehts draußen aus, als würde es gerne regnen. Kann aber wohl nicht so richtig aus sich raus, der graue Himmel.

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Freitag, 30. November 2007
Am Morgen
...weckt mich der Radiowecker aus unruhigem Schlaf. Am Himmel ein feuerrotes Zebra. Der Kamerakku ist leer.

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Nacht
Die Ausstellung ist abgebaut und wie im vergangenen Jahr ist der Abbau immer ein wehmütiger Moment. Diesmal allerdings auch ein Moment leerer Enttäuschung. Die Fotos kamen zuletzt dran, von hinten nach vorne, eins nach dem anderen. B ging hinterher und zog die Nägel und ich mußte an den Freitag denken, als wir sie hängten und ganz am Ende kamen die kleinen Werkschildchen, die sehr schön geklebt waren und gestaltet und das war vielleicht der traurigste Moment des Tages.

Später mit B zur Gelbfieberimpfung, zum Superkato, Sushi essen und zu meinem griechischen Schneiderehepaar, so daß sich auch hier der Kreis schloß zum Tag der Ausstellungseröffnung, dem Tag vom Anfang vom Ende, ein grauer unentspannter verregneter Novembersamstag. Heute zwischendurch immer Blitze von heiteren aber vergangenen Tagen beim Anblick von Dingen, die mir nicht gehören, ein Tshirt in der Wäsche, eine blauorangene Zahnbürste im bad, eine Lederjacke an der auch erst kürzlich angebrachten Garderobe. Das Fernsehprogramm wiederholt sich wöchentlich, the times they aren't changing, wir sind es, die sich verändern. Bilder durchströmen mein Hirn vorm Einschlafen. ich fliehe in die düsterromantische Nachtgeschichte Murakamis. Ich schließe die Augen. Komm, Nacht, und bleib, weck mich nicht.

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