Freitag, 1. April 2005
Letzter Eintrag im Logbuch
Gestern abend haben wir auf Befehl des Captain den wundersamen Planeten verlassen. Im Licht der beiden kleinen Abendsonnes entfaltete die steinige Rote Wüste noch einmal ihren Zauber, bevor wir im Shuttle aufstiegen. Ein letzter Funkkontakt. Dann blieb es still, während wir im Dunkel über ihm schwebten.
Als der Befehl des Captains kam, habe ich ihn erst nicht ernst nehmen wollen, wider besseres Wissen, kannte doch jeder von uns die Oberste Direktive.

Beim Kontakt mit einem Planeten, der in seiner Zivilisation Fortschritte macht, ist es einem Offizier der Raumflotte untersagt, sich in die gesellschaftliche Entwicklung des Planeten einzumischen, Hinweise über Weltraum, andere Planeten oder fortgeschrittenere Zivilisation zu geben.

In den letzten Stunden habe ich viel über die Bedeutung dieser Direktive nachgedacht und obwohl es mir immer noch schwer fällt den roten Planeten seinem Schicksal zu überlassen, werde ich ihr folgen. In diesem Moment ertönt das Signal zum Aufbruch. Es hat etwas erleichterndes. Wir werden nun seine Umlaufbahn verlassen. Auf Bald, roter Planet.

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Montag, 28. März 2005
The day the ravens left the tower
Als ich aufwache und hinaus auf die grünen & grauen Täler schaue, kommt mir ein King Crimson Song in den Kopf:

Confusion will be my epitaph.
As I crawl a cracked and broken path
If we make it we can all sit back
and laugh.
But I fear tomorrow I'll be crying,
Yes I fear tomorrow I'll be crying.


Ich versuche, den Kopf frei zu kriegen, aber es gelingt mir schon deshalb nicht, weil ioch es versuche. Dazu kommt am dritten tag die Erkenntnis, dass 4 Tage doch einer zuviel ist. Vergangenheit ist nur in Raten konsumierbar. Und bei gutem Wetter und offenem Himmel. Der ist aber dicht heute, wie in Schottland im November.

Es ist kalt. Beim Spaziergang über die Felder denke ich nicht mehr an den gestrigen Ausflug nach Luxemburg mit C, B, D, R oder den Spaziergang um den keller See mit Ruderbootsfahrt zu fünft. Ich denke an die Klarheit verschaffende Einsamkeit der schottischen Highlands und die Orkneys. Und auf dieser Bank, hier unten am Wegekreuz in diesem klaten nebligen Valley of Green and Grey, möchte ich sitzen, regungslos, für immer. Den Raben hinterherschauen.

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Montag, 28. März 2005
Mondnacht
Der Mond über R steigt zügig die Birkenäste empor, während ih mit dem Hund noch einen Nachtspaziergang mache. Minutenlang bleibe ich regungslos stehen und starre in den Himmel auf die riesige orangene Scheibe. Wolkenfetzen zeihen vorbei. Astor bleibt an meiner Seite, still, den Vöglen im Geäst lauschend. Ich suche Worte im Kopf, dieses Bild zu beschreiben, aber genau diesen Himmel habe ich schon einmal beschrieben, vor fast 16 Jahren. Hälfte des Lebens. Besser könnte ich es heute nicht schreiben. Es war damals nicht hier in R, irgendein Nachbarort, genau weiß ich es nicht mehr, ich sehe Szenen vor mir, die passen könnten, mich, als Schüler auf einer Party, wir waren viel draußen damals, unter freiem Himmel, oft bin ich getrampt über die Dörfer des Hunsrücks und vielleicht kommt daher meine Begesiterung für den Himmel, der überall anders, aber fast immer großartig ist...



Mainacht (1989)

Gestern abend hing der Mond
wie eine Goldorange
an den Ästen der Nacht.
Aber wir
starrten nur vor uns
in den roten Staub der Erde
und spürten:
Er hat uns nichts mehr zu sagen.

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Freitag, 25. März 2005
Bungee
Der erste freie Tag nach den Anstrengungen der letzten Wochen. Ich gehe ziellos durch die Wohnung, noch angeschlagen von den etlichen Pils im Zug auf der Rückfahrt von der Präsentation, und danach in Wiesbaden im Schlachthof (ich in weißem Hemd und Sakko völlig overdressed, aber der König gab ein großartiges Fest) und schließlich im Cafe Claro an der Ecke...
Ich verrenne mich in Gedanken. Der Himmel ist eine Mauer heute und läßt mich nicht fliehen. Beim umhergehen sehe ich das Piano. Ich möchte den ganzen Tag spielen, aber ich setze mich nicht, ich gehe weiter, sehe den Skizzenblock und möchte Partituren zeichnen, aber ich bemühe mich nicht, einen Stift zu finden. Ich habe das Gefühl, keine Sprache mehr zu haben. Ich möchte in dieses wunderschöne Tal dort unten springen, aber das Gummiband an dem ich hänge, zieht mich immer wieder zurück.
Ich werde nun meine Sachen packen und dann geht es auf den Hunsrück. Ich werde mich in eine grüngelbe Wiese legen und auf die Wand schauen. Solange, bis sie zerbricht und den Blick frei gibt.

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