Dienstag, 22. Mai 2007
Passagen
Die dritte Nacht in Folge die Sichel des Mondes, klar und scharf geschossen, eine Erinnerung an Tage der Raumfahrt. Ich träume nicht. Ich sehe nur. Ich war dort. Im Pissoir des Feinstaub auf der Friedberger liegen kleine grüne Sterne. Ohne die Himmelskörper wärs ein vergeudeter Tag. So bleibt das Bild der verlorenen Werke. Bücher, die ich gelesen habe und die mich nicht klüger gemacht haben, aber reicher. Ein Schuber ist heute gekommen, Linien und Bögen, schwarz auf weiß. Sie klingen schön und kühl und wie die Welt, die ich hinter mir ließ und die beim Blick in den Himmel wieder vor mir liegt. Ich spiele Passagen auf dem Klavier. Nur schwarze Tasten, bis auf das C, es klingt weich, unverbindlich. Alles um mich herum schläft. Es ist still. Die Kirchenglocke schlägt einmal. Ein aufgeschlagener Atlas liegt auf dem Tisch. Die rote Wüste erstreckt sich über eine Doppelseite mit Höhenlinien und Gradwanderungen. Keine Nacht. Nur Dunkelheit. Keiner ist allein.
Von marcosz, 03:02 Uhr