Dienstag, 8. März 2005
ch-ch-ch-changes
Tagsüber durch die graue Stadt fahren, die Mainzer Landstraße an schön zerfallenen Häusern entlang, bringt willkommene Abwechslung, auch wenn es dienstlich ist, ein Besuch im Autohaus.



Willkommene Abwechslung bot auch der vorgestrige Sonntag in Karlsruhe bei J, der uns durch die Stadt und durchs ZKM führte. Die Frider Nake Ausstellung "Die präzisen Vergnügen" fand ich sehr interessant, aber im Museumsshop gabs weder nen Katalog noch das namensgebende Max Bense Buch. Aus der Meisterwerke-Ausstellung hingegen blieben insbesondere drei Werke hängen, zu denen J uns zielsicher führte:

Bill Violas
THRESHOLD
, 1992. Video-/Klanginstallation.

läßt den Betrachter zum Grenzgänger der Wirklichkeit werden. Hat man erst einmal die Grenze des medialen Datenflusses überschritten (der Hades der postmodernen Welt?), taucht man ein in eine Welt des Halbschlafs mit vielfältigen Verweisen auf die christliche Kunst der Renaissance (Fluchtpunkt, Triptichon, die umrißartige Zeichnung der Gesichter) und versinkt, auf weichem Teppich sitzend, selbst in meditativen Zustand.

Ähnlich symbolisch, bzw. allegorisch, wie J betonte, arbeiten die Videoinstallationen

DAS SPIEL MIT DEM FEUER, 1989 und
ARACHNE VANITAS, 1991

von Franziska Megert. Während in ersterem Mann und Frau in flammengesäumt in einander übergehen, sich vereinen ohne sich in ihrer Identität aufzulösen, ist letzteres ein Spiel mit dem barocken Vanitas-Gedanke, ein Wechselspiel von junger nackter Schönheit und verfallener alter Frau, das mich zunächst an das mittelalterliche Frau-Welt Motiv denken liess, bis R auf die Spinnenstiche hinwies, die auch die junge Frau schon zeichnen. Das Medien Kunst Netz weiß mehr zu erzählen: http://www.medienkunstnetz.de/werke/arachne-vanitas/.

Und das mir Nam June Paiks

PASSAGE, 1986. Videoinstallation.

gefällt, brauch ich nicht zu erzählen. Meine Vorliebe für Paiks sakrale Videoinstallationen und ihren östlich-meditativen Verweischarakter hab ich wahrscheinlich schon an anderer Stelle erwähnt.

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