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Dienstag, 14. September 2004
Glückliche Winkel
Am Nachmittag im Zug nach Frankfurt fange ich an dieses Buch zu lesen, das ich vor einigen Woche im Zug gefunden habe. Jemand muss es liegen gelassen haben, jedenfalls lag es dort im Netz an meinem Platz, als ich in Frankfurt einstieg. Ich rührte es nicht an, bis Berlin Ostbahnhof, aber dann, kurz bevor ich ausstieg, warf ich doch einen Blick darauf, es war ein Krimi, Knaur Verlag, ein Autor, von dem ich noch nie gehört hatte, aber ein Krimi war immer gut, und so nahm ich es mit und dann lag es zu Hause auf dem Wohnzimmertisch und ich erinnere mich, dass R kurz darin las, sie fand es spannend, konnte aber nicht weiterlesen, die Zeit erlaubte es nicht und so lag es dort weiter auf dem Wohnzimmertisch, bis es mir heute, als ich gehen wollte, ins Auge fiel.
Als ich dieses Buch anfange zu lesen, überlege ich, wer es wohl bessesen hat und ob es der war, der es gekauft hat und ob diese Person, als sie in Frankfurt ausstieg, oder in Mannheim oder in Stuttgart, es bereits zu Ende gelesen hatte oder versehentlich hatte liegen lassen. Vielleicht war es ein Krimifan, und er hatte sich gleich am Bahnhof in Frankfurt das Buch noch einmal gekauft, es sah aus, als könne man es in einer Bahnhofsbuchhandung bekommen, denn einen angefangenen Krimi konnte man nicht mittendrin abbrechen, das war wie eine Kadenz mit dem Dominantseptakkord stehen zu lassen und dann den Klavierdeckel zuzuschlagen, oder einfach eines morgens nicht mehr zur Arbeit zu kommen, wie der Postbeamte im Buch und da kommt mir die Idee, ob das nicht vielleicht der Grund gewesen war, ob der Leser des Buches vielleicht plötzlich beschlossen hatte, in Frankfurt oder Mannheim oder Stuttgart oder welcher Stadt auch immer auszusteigen und ein neues Leben anzufangen und dann hätte er das Buch natürlich nicht mehr gebraucht, denn es hätte seinen Dienst getan und es wäre der einzige Hinweis auf seinen Verbleib, ein Symbol seines Aufbruchs sozusagen.
Am Ende des zweiten Kapitels schlafe ich ein und als ich aufwache steht ein fülliger Schaffner vor mir mit Guildo Horn Frisur, er möchte mein Ticket sehen und meine Mastercard und als er weitergeht schaue ich aus dem Abteilfenster ins Grün und denke, wie sehr ich diese Jahreszeit doch mag, September Oktober, sie beruhigt mich und ruft Bilder in mir hervor und dann sehe ich mich selbst am Strassenrand, morgens um halb sechs im Sommer in R., am Orstausgang wartend auf einen Lift zum Sommerferienjob in der Fabrik, ich sehe das dürre Gras, den Tau im Tal, die zerquetschte Coladose, über die ich damals ein Gedicht schrieb, sehe an mir herab und mich selbst in Arbeitskleidung und schweren Schuhen, ich spüre noch einmal diesn Augenblick und die Augenblicke drumherum, kraftvoll und frei.
Ich werfe einen Blick auf das Buch im Gepäcknetz vor mir. Es heißt Süden und der glückliche Winkel.
Als ich dieses Buch anfange zu lesen, überlege ich, wer es wohl bessesen hat und ob es der war, der es gekauft hat und ob diese Person, als sie in Frankfurt ausstieg, oder in Mannheim oder in Stuttgart, es bereits zu Ende gelesen hatte oder versehentlich hatte liegen lassen. Vielleicht war es ein Krimifan, und er hatte sich gleich am Bahnhof in Frankfurt das Buch noch einmal gekauft, es sah aus, als könne man es in einer Bahnhofsbuchhandung bekommen, denn einen angefangenen Krimi konnte man nicht mittendrin abbrechen, das war wie eine Kadenz mit dem Dominantseptakkord stehen zu lassen und dann den Klavierdeckel zuzuschlagen, oder einfach eines morgens nicht mehr zur Arbeit zu kommen, wie der Postbeamte im Buch und da kommt mir die Idee, ob das nicht vielleicht der Grund gewesen war, ob der Leser des Buches vielleicht plötzlich beschlossen hatte, in Frankfurt oder Mannheim oder Stuttgart oder welcher Stadt auch immer auszusteigen und ein neues Leben anzufangen und dann hätte er das Buch natürlich nicht mehr gebraucht, denn es hätte seinen Dienst getan und es wäre der einzige Hinweis auf seinen Verbleib, ein Symbol seines Aufbruchs sozusagen.
Am Ende des zweiten Kapitels schlafe ich ein und als ich aufwache steht ein fülliger Schaffner vor mir mit Guildo Horn Frisur, er möchte mein Ticket sehen und meine Mastercard und als er weitergeht schaue ich aus dem Abteilfenster ins Grün und denke, wie sehr ich diese Jahreszeit doch mag, September Oktober, sie beruhigt mich und ruft Bilder in mir hervor und dann sehe ich mich selbst am Strassenrand, morgens um halb sechs im Sommer in R., am Orstausgang wartend auf einen Lift zum Sommerferienjob in der Fabrik, ich sehe das dürre Gras, den Tau im Tal, die zerquetschte Coladose, über die ich damals ein Gedicht schrieb, sehe an mir herab und mich selbst in Arbeitskleidung und schweren Schuhen, ich spüre noch einmal diesn Augenblick und die Augenblicke drumherum, kraftvoll und frei.
Ich werfe einen Blick auf das Buch im Gepäcknetz vor mir. Es heißt Süden und der glückliche Winkel.
Von marcosz, 18:44 Uhr
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